Der Fahrzeughersteller Mercedes betreibt mit rund 20 Niederlassungen noch 80 Kfz-Betriebe in Deutschland in Eigenregie. Nun plant Mercedes, sich vom eigenen Vertrieb zu trennen. In den vergangenen Jahren war das Vertriebsnetz schon deutlich verkleinert worden. Nun folgt der letzte Schritt mit der Aufgabe sämtlicher Autohäuser. Damit 8.000 Arbeitsplätze mit der Veräußerung des Betriebes einen neuen Arbeitgeber finden, will Mercedes bis zum Sommer mit den Betriebsräten eine entsprechende Regelung schaffen.

Unabhängige Mercedes-Händler haben bereits Interesse an dem Erwerb dieser Niederlassungen bekundet, wie das Handelsblatt berichtete. „Nach sehr guten Erfahrungen in verschiedenen europäischen Märkten, prüfen wir nun auch in Deutschland, wie wir unsere konzerneigenen Niederlassungen eigenständiger aufstellen können – dabei ist auch ein Verkauf an erfahrene und renommierte Händlergruppen nicht ausgeschlossen“, so teilte das Unternehmen mit. Der Verkaufsprozess der Niederlassungen wird sich wohl über ein paar Jahre hinziehen. Mercedes hat einen Verkauf an reine Finanzinvestoren ausgeschlossen. Alle potenziellen Erwerber müssen eine ausgewiesene „Automobil-Retail-Expertise“ mitbringen, langfristiges Denken, bereit sein ordentliches Geld zu investieren und nicht zuletzt aufgeschlossen gegenüber Betriebsräten und Gewerkschaften sein. Bei der möglichen Neuaufstellung wird es Kündigungen nicht geben, wie der Konzern betont. Das heißt, die Arbeitsplatzgarantien muss der Erwerber wohl übernehmen, was dieser am Ende wohl beim Kaufpreis entsprechend berücksichtigen wird.

Dass Mercedes sich von den wohl profitablen, eigenen Autohäusern trennt, hat laut Handelsblatt einen trivialen Grund: Der stationäre Verkauf ist nicht gerade eine Stärke der Marke mit dem Stern. Eigenständige Händlergruppen sind durch ihre klare Ausrichtung meist schneller, flexibler und effizienter. In Asien und den USA arbeitet Mercedes schon lange fast ausschließlich mit externen Partnern im Vertrieb zusammen. Auch in Europa betreibt der Konzern kaum noch eigene Niederlassungen. So wurden solche bereits in Großbritannien, Italien, Spanien, Belgien und in der Tschechei verkauft. Nun strafft Mercedes das eigene Vertriebsnetz in Deutschland – immerhin im drittgrößten Absatzmarkt der Marke weltweit. Seit 2023 sind die Mercedes-Händler in Deutschland Agenten und verkaufen gegen eine Provision von 6,5 Prozent die Fahrzeuge des Herstellers.