Mercedes legt vor und Tesla schaut zu

Die Autobauer arbeiten weiterhin an den Stufen zum fahrerlosen Auto. Die letzte Stufe 5 „das Auto fährt ganz allein und kann selbst Risiken minimieren“, wird von der Autoindustrie nicht mehr weiterverfolgt. Die einzelnen Stufen zum fahrerlosen Auto lauten wie folgt:

Fahrstufe 1 Das System kann höchstens einparken.
Fahrstufe 2 Das System übernimmt z. B. auf der Autobahn zum Teil das Lenken, Bremsen und Beschleunigen.
Fahrstufe 3 Das System fährt auf der Autobahn allein.
Fahrstufe 4 Das System fährt ganz allein, ruft aber den Fahrer zum Eingreifen auf, wenn es überfordert ist.

 
Im Wesentlichen arbeiten die Automobilhersteller zurzeit an der Stufe 3.

Wir sind wohl zwar weiterhin weit vom Roboter-Taxi entfernt, wie es der Tesla Chef Ellen Musk einmal für 2020 angekündigt hatte. Aber es gibt deutliche Fortschritte. Experten rechnen damit, dass 2021 viele technische Fortschritte auf die Straße kommen. Der Fortschritt wird sich allerdings zunächst in Fahrzeugen abspielen, die über 100.000 Euro kosten. In der zweiten Jahreshälfte will Daimler seine S-Klasse mit einem Level 3 autonomen „Drivepilot“ auf deutsche Autobahnen schicken. Dieser kann bis zu mittleren Geschwindigkeiten das Steuer übernehmen, wenn das entsprechende Gesetz der Bundesregierung bis dahin in Kraft ist. Als Level 3 bezeichnet man Autos, die zeitweise in bestimmten Situationen, wie Stau oder langsamen Autobahnfahrten, das Steuer übernehmen können. Der Fahrer darf ausdrücklich E-Mails lesen oder etwa eine Playlist erstellen. Erst wenn sich der „Drivepilot“ mit roten Leuchten am Lenkrad meldet, muss der S-Klasse-Fahrer innerhalb von ein paar Sekunden wieder übernehmen. Das ist mehr als ein Tesla-Autopilot seinen Fahrern zurzeit offiziell abnimmt, denn den müssen die Fahrer jede Sekunde beaufsichtigen. Wer seinen Tesla als rollendes Büro nutzt, ist im Ernstfall schuld an einer Kollision, so berichtet das Handelsblatt. Neben Mercedes will auch Honda in Japan seinen Legend Limousine als Level 3 fähiges Modell auf den Markt bringen. In Japan hat die Politik bereits die Regeln für teilautonomes Autofahren geschaffen. Allerdings hat auch hier die Teilautonomie ihren Preis. Der Legend wird mit dem neuen Autopiloten mehr als 100.000 Euro kosten.

Nach wie vor sehr teuer sind die Lidarsensoren, mit denen die Level 3 Autos ausgestattet sind. Gemeinsam mit Kameras und Radarsensoren helfen die Lidarsensoren im Auto ein exaktes dreidimensionales Bild von der Umgebung zu zeichnen. Doch diese Sensoren sind teuer, weshalb Tesla darauf zurzeit noch verzichten will. Ohne Lidar verliert Tesla den Anschluß an die neueste Technik. Ob selbstfahrendes Fahren ohne Lidar, nur mit entsprechenden Karten, Kameras und Radardaten, möglich ist, wird die Zeit zeigen.

Das Intel-Tochter-Unternehmen Mobileye strebt an, bis 2025 Kameras und Radarsensoren so weit zu verbessern, dass ein vollautonomes Auto mit einem einzigen Lidarsensor auskommen kann. Mobileye erhofft sich hiervon, dass dann die gesamte, für autonome Autos notwendige Sensorik, auch für Privatkunden bezahlbar wird. Aktuell verteuert die Technologie für autonomes Fahren die Fahrzeuge um ca. 10.000 bis 15.000 Euro und das heißt, die Technologie ist da, allerdings sind die Kosten noch sehr hoch. Audi und BMW hatten ursprünglich auch vor, 2021 Level 3 fähige Autos in den Markt zu bringen. Diese Pläne wurden allerdings von beiden Unternehmen erst einmal zurückgezogen, da man nicht vorschnell die Verantwortung vollständig vom Fahrer auf den Computer übertragen will.

Doch neben den technologischen und bezahlbaren Problemen bleiben auch rechtliche Herausforderungen. Ohne einen rechtlichen Rahmen, der die Unfallhaftung zwischen Autobauer und Fahrer eindeutig klärt, ist Level 3 Fahren nicht möglich. Bis Mitte des Jahres will das Bundesverkehrsministerium das entsprechende Gesetz vorlegen und durch den Gesetzgeber verabschieden lassen.