Biokraftstoffproduktion aus Abfällen steigt langsam an
In den letzten Jahren sind es vor allem Mineralölkonzerne, wie Neste aus Finnland, Eni aus Italien und Total aus Frankreich, die für den Aufbau und damit die Produktion von hydriertem Pflanzenöl in der Europäischen Gemeinschaft gesorgt haben. Wichtigster Grund für diese Entwicklung ist die eingeführte Doppelanrechnung von Biokraftstoffen aus Abfallölen und Fetten im Zuge der Treibhausgasminderungsverpflichtungen. Gleichzeitig hat der Preisdruck an den internationalen Pflanzenölmärkten zugenommen. Palmöl ist im Vergleich zu Soja- und vor allem zu Rapsöl immer billiger geworden. HVO-Anlagen können eine breite Palette von Rohstoffen verarbeiten wie natives Pflanzenöl, tierische Fette, Fischöl und Altspeiseöl sowie Öle, die als Nebenprodukte verschiedener industrieller Prozesse anfallen, wie zum Beispiel Tallöl aus der Holz- und Papierindustrie sowie Palmölabwasser und Palmfettsäuredestillat. Die HVO-Produktion in der EU wird 2018 auf 2,8 Milliarden Liter geschätzt und soll 2019 auf 3 Milliarden Liter steigen. Mit geplanten Produktionsanlagen in Frankreich und Italien, soll die Produktion ab 2020 auf 3,5 bis 4,5 Milliarden Liter HVO ansteigen. Diese Mengen könnten dazu beitragen, dass die EU weltweit größter Produzent alternativer Dieselkraftstoffe wird.
HVO wird hergestellt, indem die Doppelbindungen in den Fettsäuremolekülen der pflanzlichen und tierischen Öle und Fette mit Wasserstoff gesättigt werden. Als Nebenprodukt fällt Propan an. Das Produkt kann im HVO-Verfahren so modifiziert werden, dass HVO als regenerativer Diesel oder auch Biokerosin mit einem höheren Anteil als 7 Prozent, wie im Falle von Biodiesel, den fossilen Kraftstoffen beigemischt werden kann. Damit kann HVO gezielt – und unabhängig von der Jahreszeit – in den bestehenden Pkw-Flotten bzw. im Gütertransport eingesetzt oder auch herkömmlichem Kerosin beigemischt werden. Allerdings ist die Herstellung von HVO im Gegensatz zur Herstellung von herkömmlichem Biodiesel mit sehr hohen Investitionskosten verbunden. Aus diesem Grund brauchen die Erzeuger von Seiten der Politik verlässliche Rahmenbedingungen, um in neue HVO-Werke zu investieren.