Kein Wettbewerb an der E-Säule

Die deutsche Monopolkommission fordert mehr Wettbewerb zwischen den Stromtankstellen und ein höheres Tempo beim Ausbau der Windkraft, damit die Energiewende nicht stecken bleibt, so die FAZ.

Kunden, die die Spritpreise eines Anbieters nicht akzeptieren wollen, können sich jederzeit im Vorbeifahren oder auch per App über die nächstgelegene günstige Tankstelle informieren und die teure Tankstelle meiden. Von einer solchen Transparenz können Fahrer von Elektroautos nur träumen. Es fehlen klare rechtliche Vorgaben für die Preisauszeichnung von Strom an öffentlichen Ladesäulen.

Rund 17.000 öffentliche Ladepunkte, verteilt auf knapp 9.000 Standorte, hat die Bundesnetzagentur zuletzt ermittelt und darauf hingewiesen, dass dies viel zu wenig für die allseits beschworene Verkehrswende sei.

Die Monopolkommission hat in einem Sektorgutachten festgestellt, dass die fehlende Konkurrenz für Ladestrom auch zu hohen Preisen führt. In den meisten Regionen beherrscht ein einziger großer Betreiber mehr als die Hälfte des Marktes. Ganz besonders gilt dies für die Schnellladesäulen: Die Auswertungen der Monopolkommission zeigten, dass der jeweils größte Anbieter im Schnitt drei von vier dieser Schnellladepunkte kontrolliert. So kommen die größten Betreiber auf jeweils mehr als 50 Prozent Marktanteil je Landkreis. Die an den Schnellladesäulen verlangten Preise liegen teilweise erheblich über dem Preis für Haushaltsstrom. In wie weit dies ausschließlich an den Wettbewerbsbedingungen liegt oder auch an den Kosten dieser Säulen, ließ die Kommission offen. Auch im Falle eines wirksamen Wettbewerbs sei damit zu rechnen, dass öffentlicher Ladestrom mehr kosten würde als Haushaltsstrom, so die Verfasser des Gutachtens. Schließlich muss der Betreiber auch Infrastruktur und Technik stellen und dieses Geld erst einmal finanzieren und amortisieren.

Die Monopolkommission weist zudem darauf hin, dass die aktuelle Stromversorgung dem Klimaschutz wenig bringt, da nicht genügend Ökostrom für die Autobatterien verfügbar ist. „Wir sehen sowohl bei den Ausschreibungen für Windenergie als auch beim Aufbau der Ladeinfrastruktur Wettbewerbsprobleme, die das Gelingen der Energiewende gefährden“, so Achim Wambach, Vorsitzender der Monopolkommission. In den regelmäßigen Windstromauktionen, in denen der Zuschlag für ein Windrad oder einen ganzen Windpark erteilt wird, mischen immer weniger Anbieter mit. Da immer weniger Flächen für Windräder zur Verfügung stehen, werden weniger Gebote eingereicht und dies schränkt die Konkurrenz ein. Infolgedessen steigt die Belastung für die Verbraucher, die den Windstrom über die Umlage für erneuerbare Energien mitfinanzieren. Wenn es nicht gelingt, mehr Flächen und Genehmigungen bereitzustellen, müssen die Auktionsmengen gesenkt werden, um wieder einen wirksamen Preiswettbewerb zwischen den Windkraftherstellern zu erreichen, so die Regierungsberater von der Monopolkommission.

Den Bedarf an Stromtankstellen veranschlagt die Regierungskommission für 2020 auf 80.000 Ladepunkte. Da sich meistens die örtlichen Netzbetreiber und Stromversorger die Oberhoheit über die Ladeinfrastruktur sichern, fordert die Monopolkommission in Zukunft Ausschreibungen auf einzelne Lose für Teile des Stadtgebietes oder der jeweiligen Region ein. Hierbei sei sicherzustellen, dass unterschiedliche Betreiber zum Zuge kämen. Sollten vor allem Großstädte weiterhin einzelne Anbieter begünstigen, und dies sind oftmals kommunale Unternehmen, so sieht die Kommission das Bundeskartellamt gefordert. Wenn auch das nicht helfen sollte, könnten sich die Regierungsberater vorstellen, die Ladesäulen für einen Durchleitungswettbewerb zu öffnen. „Ähnlich wie beim Haushaltsstrom, könnten die Kunden dann einen Ladestrom-Tarif beim Stromversorger ihrer Wahl buchen und an den Ladesäulen verschiedene Anbieter nutzen“, so die FAZ.

Der Automobilexperte Professor Ferdinand Dudenhöfer weist auch auf folgenden Schwachpunkt hin: „Einfach eine Zahl von Ladepunkten zu nennen, ist wenig sinnvoll. Nicht die Zahl ist entscheidend, sondern das System. Für den Durchbruch der E-Mobilität bedarf es einer höheren Alltagstauglichkeit und dazu gehören schnelle Ladestationen.“ Aus Kostengründen werden von den Kommunen statt der Schnellladesäulen sogenannte Normallader installiert. Schnellladesäulen sind zehnmal so teuer wie Normallader, so der Energieversorger WEMAG. Das Komplexe an den Schnellladesäulen ist, dass Gleich- und Wechselstrom zusammengebracht werden muss. So lassen verschiedene Städte und Kommunen schnell die Finger von dieser Technik, da ihnen diese zu teuer erscheint. „Der Zuwachs der einfachen Ladesäulen ist auch deshalb so stark, weil der Aufbau dieser langsamen Säulen stark subventioniert wird. Für die Kommunen ist es billig und sie verpassen sich außerdem ein grünes und innovatives Image“, so der Automobilexperte Teichert.

Die deutsche Automobilindustrie will nicht länger auf die Unterstützung durch den Staat warten. Ein Konsortium aus BMW, Ford, VW, Daimler, Audi und Porsche hat 2017 das Ionity-Projekt ins Leben gerufen. Das Ziel ist ein Netz von öffentlich zugänglichen 350-Kilowatt-Ladestationen entlang der europäischen Hauptverkehrsadern. Im August 2019 waren 46 Schnelllader in Deutschland in Betrieb und weitere 10 im Bau. Bis 2020 sollen 400 Stationen in Europa, und davon 95 in Deutschland, entstehen. 100 Stationen bis Ende 2020 klingt nicht nach der großen Lösung des deutschen Ladesäulen-Problems, so die kritische Anmerkung der Zeitung Die Welt zu diesem Thema. Allein in Deutschland gibt es rund 14.500 Straßentankstellen mit ca. 110.000 Tankpunkten, an denen der Kunde in 3 – 5 Minuten sein Fahrzeug für 500 – 600 km Reichweite auftanken kann.