Wenn Dinge passieren – frag die Daten

Diesem Grundsatz ist der BP-Chefvolkswirt Christof Rühl bei seiner Arbeit stets ge-folgt. Letztmalig hat Christof Rühl einen aktuellen Ausblick von BP auf die Energie-welt vorgestellt.

Hierzu folgende Fakten:

2013 wurde in China mehr Energie verbraucht als in Nordamerika, das heißt in den Ländern USA, Kanada und Mexico zusammen.

Das Öl bleibt im Weltenergiemix der beherrschende Energieträger, allerdings mit abnehmender Tendenz und einem Marktanteil von noch etwa 32 Prozent. Öl bleibt aber auch wichtig, weil es im Energiemix immer noch so etwas wie eine Preisführerschaft hat.

Der Ölpreis lag in den vergangenen 3 Jahren im Jahresdurchschnitt stets über 100 US-Dollar pro Barrel. Das ist die negative Nachricht. Positiv hingegen ist, dass der Ölpreis zwischen 2011 und 2013 die preisstabilste Phase seit 1970 aufzeigte. Stabile Ölpreise bedeuten, dass der Markt im Gleichgewicht ist. Obwohl der Ölverbrauch in den vergangenen Jahren auf ein nie da gewesenes Niveau gestiegen ist, schafften es die USA, dank ihres neuen Reichtums an unkonventionellem Öl, die Produktion so auszuweiten, dass die Krisen bzw. sanktionsbedingten Förderausfälle in Ländern wie Libyen, dem Iran oder Irak nahezu 1:1 ausgeglichen wurden. Mit 10 Millionen Barrel täglicher Förderung erreichte die US-Förderung das höchste Niveau seit 1986. Auch in Kanada und Russland wuchs die Ölproduktion, während Saudi Arabien, das zuvor zwei Jahre auf Rekordlevel gefördert hatte, die Produktion 2013 einschränkte, um den Weltmarkt nicht mit noch mehr OPEC-Öl zu fluten.

Auf der einen Seite, so die Studie, ist der Raffineriesektor, das heißt die Mengen, die durch Raffinerien erzeugt werden können, auch in 2013 stark gewachsen. Auf der anderen Seite ist die Produktionsauslastung der Raffinerien gesunken, sodass die Auslastung der Raffinerie weltweit bei nur 80,4 Prozent – und damit dem niedrigsten Wert seit 1987– lag. Während in den USA die Raffinerien unter Volldampf laufen, um möglichst viel Rohöl in Fertigprodukte zu wandeln, ist der Raffineriedurchsatz in Europa auf den niedrigsten Wert seit 1985 gesunken. Nicht umsonst droht gerade in Europa diversen Werken die Schließung.

Wie es mit den Raffinerien in den USA oder in Europa weitergeht, hängt auch viel davon ab, ob die USA ihr Ausfuhrverbot von Rohöl weiter lockern. Vier Jahrzehnte lang musste amerikanisches Rohöl ausschließlich in den USA verarbeitet werden. Nur Produkte, die bereits in einer Raffinerie verarbeitet wurden, wie etwa Benzin, durften exportiert werden. Allerdings hat die US-Regierung bereits zwei Firmen ge-stattet, ultraleichte Rohölarten an ausländische Unternehmen zu verkaufen. Dabei handelt es sich um sogenannte Kondensate, die als Grundlage für die Herstellung von Diesel-, Auto- und Flugbenzin dienen. Somit könnte auch bald Rohöl aus den USA auf die Weltmärkte drängen.