Report von Meereswissenschaftlern

Der Report, den Meereswissenschaftler des „Exzellenzclusters Ozean der Zukunft“ in Kiel und die Zeitschrift Mare erstellt haben, ist eine der ersten umfassenden Einschätzungen über die Menge an bekannten Öl- und Gasvorkommen unterhalb des Meeresbodens.

Nach Einschätzung der Kieler Wissenschaftler bergen die Ozeane noch enorme Vorräte, um den Energiehunger in den kommenden Jahren zu stillen. Insgesamt umfassten die weltweit bekannten Ölreserven und -ressourcen im Jahr 2011 rund 585 Milliarden Tonnen. Die Gasreserven und -ressourcen beliefen sich auf rund 772 Billionen Kubikmeter Erdgas. Rund ein Drittel der weltweiten Erdgas- und Erdölmengen werden schon heute im Meer gewonnen. Dieser Anteil wird sich in den kommenden Jahrzehnten noch erhöhen, so das Fazit der Autoren.

Da viele Gas- und Ölfelder im Flachwasser bereits weitgehend ausgebeutet seien, müssten die Konzerne in immer größere Meerestiefen vordringen. Den Tiefenrekord in der Ölförderung halte derzeit ein internationaler Ölkonzern mit einer Bohrinsel im Tobago-Feld im Golf von Mexiko mit 2.034 Meter Wassertiefe. Beim Erdgas liegt der Tiefenrekord zurzeit bei 2.700 Metern. Nach Schätzungen der internationalen Energieagentur liegen rund ein Zehntel der weltweit bestätigten Ölreserven unter Wassertiefen von 400 Meter. Der Mineralölkonzern Total erzielte 2013 25 Prozent seines Ertrages am Bohrloch aus solchen Tiefwasservorkommen. Doch den Vorteilen, Rohstoffe aus solchen Tiefen zu gewinnen, stehen auch enorme Risiken gegenüber. Ein Abbau im Meeresbergbau ist immer mit Umweltbelastungen verbunden und, so die Wissenschaftler, darüber muss ebenfalls diskutiert werden.

Die Explosion der Ölplattform Deepwater Horizon habe gezeigt, dass die Bohrungen in der Tiefe auch zunehmend riskant werden. Solche gravierenden Unfälle sowie Tankerhavarien seien im Durchschnitt für etwa 10 Prozent der Verölung der Ozeane verantwortlich. Weitaus problematischer sei die Verschmutzung der Meere durch die schleichende Ölpest – die chronische Verschmutzung aus vielen kleinen Quellen, etwa im Bereich der Schifffahrt, wenn durch illegale Tankreinigungen oder Unachtsamkeit beim Verladen Öl ins Meer gelangt. Angesicht internationaler Meeresschutzabkommen und Konventionen habe allerdings die Ölverschmutzung in den vergangenen Jahrzehnten weltweit abgenommen, so die Wissenschaftler. Dies sei jedoch noch kein Grund zum Applaus, denn noch immer gelangten jedes Jahr rund 1 Million Tonnen Öl in die Ozeane und diese Menge gilt es, weiter mit entsprechenden Vorkehrungen zu verringern.