Die Verarbeitung von Rohöl war in 2022 für die Raffineure so erfolgreich wie noch nie. Das vorhergehende Pandemiejahr 2021 war das schlechteste, das die Raffineure jemals einfuhren, auch dies gilt es anzumerken.
Nach den Berechnungen des Energieinformationsdienstes (EID) lag die Raffineriemarge in 2021 bei 16,7 Euro je Tonne und führte zu hohen Verlusten in den Raffinerien. Im Jahr 2022 lag die durchschnittliche Raffineriemarge bei 181,5 Tonnen und konnte somit die Verluste des Vorjahres deutlich kompensieren. Sieben Monate hintereinander – von Mai bis November – hatte die vom EID berechnete Bruttoraffineriemarge für einen Muster-Hydrocracker in Deutschland oberhalb von 200 Euro gelegen. Bei Raffineriemargen von 60 Euro die Tonne spricht die Branche von guten Ergebnissen. Man sieht, dass das Jahr 2022 nicht nur sehr gut, sondern exorbitant gut für die Raffineure war.
Durch den Ukrainekrieg haben sich die Lieferströme in Europa sehr schnell und ohne Vorbereitung verändern müssen. Dies ließ die Fertigproduktpreise ab Raffinerie sprunghaft stärker ansteigen, als es der Rohölpreis tat. Europa kann den Bedarf an Mitteldestillaten wie Diesel und Heizöl mit den eigenen Raffinerien nicht decken. Diese Mengen wurden deshalb in den vergangenen Jahren aus Russland importiert. Durch das Embargo gegenüber Russland fehlten diese Mengen in Europa. Dadurch stiegen die Produktpreise ab Raffinerie mit Ausbruch des Krieges wesentlich stärker als der Rohölpreis und dies brachte den Raffineuren hohe Margen.
Die Benzinpreise ab Raffinerie liegen seit Dezember auf dem Niveau des Rohölmarktes und machen dessen Entwicklung nach oben oder unten entsprechend wieder mit. Die Diesel- und Heizölpreise sind auch im Dezember stärker gefallen als der Rohölpreis. Sie liegen aber auch im Januar 2023 noch rund 20 Cent über dem aktuellen Rohölpreisniveau und sichern der Raffineuren auch weiterhin hohe Margen. Wie lange dies so bleibt, ist aktuell nicht einzuschätzen.