UBS-Analysten erwarten Raffinerieschließungen

Neben den Rohöl- und Erdgasproduzenten stehen auch die Raffineure weltweit unter wirtschaftlichem Druck. Im Zuge der Coronakrise ist nicht nur die Nachfrage nach Rohöl, sondern auch die Nachfrage nach den Fertigprodukten wie Benzin, Diesel und Kerosin erheblich gesunken.

Im Mai 2020, den man als schwarzen Mai für die Raffineriebranche bezeichnen kann, war die Rohölverarbeitung in Deutschland und Rotterdam von hohen Verlusten gekennzeichnet. Im Juni 2020 kamen diese allerdings auf hohem Niveau zum Stehen. Laut den Berechnungen des Energieinformationsdienstes (EID) für eine deutsche Musterraffinerie, lag die Bruttomarge im Juni vor Kosten bei 13,90 Euro je Tonne. Angesichts der Gesamtkosten einer solchen Anlage, die der EID auf 30 bis 35 Euro je Tonne schätzt, wurden im Juni im Raffineriesektor noch erhebliche Verluste produziert. Im Mai lag die Bruttoraffineriemarge bei 1,60 Euro und dies bei Kosten von 30 bis 35 Euro die Tonne. Das heißt, die Raffinerien fuhren im Mai einen Verlust von 2,5 bis 3 Cent pro Liter ein – und dies sind je nach Durchsatz der Raffinerie 25 bis 45 Millionen Euro.

Die UBS-Bank glaubt, dass in den nächsten Jahren ein erheblicher Preisdruck auf die Raffineriemargen droht. Nach Berechnungen von UBS betragen die weltweiten Raffinerieüberkapazitäten mindestens drei Millionen Barrel am Tag. Nach diesen Berechnungen müssten rund drei Prozent der weltweiten Raffineriekapazitäten dauerhaft stillgelegt werden, um das Raffineriegeschäft wieder auf eine einigermaßen auskömmliche Ertragsbasis zu bringen. Besonders schließungsgefährdet sind dabei die kleineren Raffinerien, wie sie vermehrt in den USA und im asiatischen-pazifischen Raum zu finden sind. Von den zu erwartenden Raffinerieschließungen ist laut Bericht der UBS-Bank auch Europa betroffen. Als besonders gefährdet gelten gegenwärtig die ENI-Raffinerie in Milazzo auf Sizilien, die Gunvor-Raffinerie in Antwerpen, die schottische Raffinerie INEOS in Grangemouth sowie die Esar-Raffinerie in England.

Darüber hinaus planen zurzeit einige Raffineure ihre Raffinerien auf die Produktion von Biodiesel umzustellen. Gerade die Mineralölerzeuger ENI und Total setzen sich mit solchen Gedanken relativ stark auseinander, um den einen oder anderen Standort zu erhalten und gleichzeitig die Produktion von Biokraftstoffen wie Hydriertes Pflanzenöl (HVO) zu steigern.