1. Halbjahr auf der Gewinnerseite

Die Mineralölindustrie konnte mit der Mineralölverarbeitung in den Raffinerien im 1. Halbjahr sehr gutes Geld verdienen. Einerseits sind die Raffinerien die Lieferanten des Mittelstandes, andererseits mit ihren eigenen Tankstellenketten unsere Wettbewerber. Deshalb ist es immer von Interesse was die Mineralölkonzerne auf der vorgelagerten Produktionsstufe verdienen.

Die Raffinerien in Deutschland, aber auch in Europa, haben in den ersten 6 Monaten des Jahres 2015 hervorragendes Geld verdient. Wenn man die Margen je Tonne abzüglich der Kosten je Tonne, die der Energieinformationsdienst errechnete, in Liter umrechnet, so müssten die Raffinerien zwischen 2,5 und 3 Cent je Liter abgesetztem Fertigprodukt im 1. Halbjahr verdient haben.

Die Gründe, die zu diesen außergewöhnlichen Raffineriegewinnen führten, haben zwei Ursachen. Das Überangebot an Rohöl hat die Preise für Rohöl in den Keller gedrückt und da die Rohöllieferanten nicht auf ihren Mengen sitzen bleiben wollten, gewährten sie den Raffinerien oftmals noch Nachlässe auf das ohnehin schon günstige Rohöl. Die Raffinerien haben einen hohen eigenen Energieverbrauch an Öl und Gas und somit bewirken niedrige Öl- und Gaspreise niedrigere Energiekosten, was die Verarbeitungskosten zusätzlich senkt. Der zweite Grund war, dass bedingt durch eine ganze Reihe von Wartungsarbeiten an Raffinerien in der ganzen Welt die Raffineriekapazitäten im 1. Halbjahr zeitweilig eingeschränkt waren. In den USA kamen noch Streiks in den Raffinerien hinzu, sodass die Raffinerieproduktion in Europa und in Deutschland auf einem sehr hohen Niveau lag. Je besser eine Raffinerie ausgelastet ist, umso geringer sind die Kosten pro erzeugtem Liter Fertigprodukt. Diese Sondereffekte führten dazu, dass die Raffinerien in Deutschland und im europäischen Raum für eine geraume Zeit „Windfall-Profits“ einfuhren, für die die Betreiber der Raffinerie letztlich nichts konnten. Der Energieinformationsdienst bezeichnete das außergewöhnliche Ergebnis der deutschen Raffinerien als eine „Scheinblüte“.

Wenn diese Scheinblüte verblüht, bleibt es bei der Tatsache, dass in Europa die Raffineriekapazitäten im Verhältnis zum Konsum zu hoch sind. Der Mineralölkonsum in Europa sinkt seit mehreren Jahren. In Nah- und Fernost wurden und werden hingegen neue, große und damit moderne, hocheffiziente Raffinerien gebaut, die insbesondere die Absatzmärkte in Asien, aber auch in Nord- und Südamerika bedienen können.

Der Mineralölwirtschaftsverband (MWV) in der BRD wirbt immer wieder für einen Verbleib der Raffinerien in Deutschland. Laut MWV haben die deutschen Raffinerien hohe Umweltstandards. Die Emissionen wurden zwischen 1990 und 2012 um 94 Prozent gesenkt. Die Energieeffizienz ist in den deutschen Raffinerien bedingt durch die hohen Energiepreise eine der besten in der Welt.

Der hohe Gewinn, den die Raffinerien zurzeit einfahren, ist eine Ausnahmesituation. Die Raffinerien haben in den 20 Jahren vor dem Jahrtausendwechsel in der Regel nur Verluste produziert und lediglich das erste Jahrzehnt im neuen Jahrtausend war für die Raffinerien in Deutschland und Europa nachhaltig profitabel. Zu dieser Zeit wurden erhebliche Mengen aus den Raffinerien in Europa nach Nordamerika verkauft, da die dortigen Raffinerien bei den Benzinprodukten am Limit liefen.

Es gilt aber auch anzumerken, dass die Raffinerien in 2014 durch die Abwertung ihrer Lagerbestände von Rohöl- und Mineralölprodukten erhebliche Verluste erlitten. Anlässlich der Bilanzpressekonferenz von BP Europe gab diese bekannt, dass sie 2014 rund 1 Mrd. Euro auf das Jahresergebnis 2014 bei den Warenbeständen an Abwertung vornehmen mussten. Hierdurch kehrte sich der operative Gewinn um, in einen Verlust von 864 Mio. Euro für die europäische BP. 80 Prozent des europäischen BP-Umsatzes findet in Deutschland statt und die Tankstellenkette Aral ist das Rückgrat der BP-Tankstellenkette in Europa.