2020 ging es mit den Preisen wieder einmal abwärts

Anfang 2020 lag der Rohölpreis bei 65 Dollar. Bedingt durch die Corona-Pandemie fiel der Preis im April 2020 zeitweilig auf 20 Dollar und pendelte dann ab Mai 2020 zwischen 35 und 45 US-Dollar. Ende 2020 stieg der Rohölpreis für die Brentware wieder auf 50 bis 55 Dollar, da die Börsen darauf hofften, dass sich im Jahr 2021 mithilfe des Impfstoffes die Weltwirtschaft und damit der Ölverbrauch wieder normal entwickeln wird. Es wird sich noch zeigen, ob diese Wette aufgeht.

In den vergangenen 20 Jahren gab es viele Ölpreisschwankungen. Anfang 2000 lag der Rohölpreis noch bei knapp 30 Dollar. Die stark wachsenden asiatischen Länder, angeführt von China, ließen den Ölbedarf der Welt stetig wachsen. 2005 lagen die Rohölpreise schon bei 55 Dollar. Mitte 2008 erreichte der Rohölpreis mit 140 Dollar sein höchstes Niveau. Es wurde auch schon von Ölpreisen von über 200 Dollar in den kommenden Jahren gesprochen. Zu dieser Zeit wurde die Ansicht vertreten, dass der weltweit steigende Ölbedarf durch die begrenzten Raffinerie- und Förderkapazitäten nicht so schnell gedeckt werden kann, wie die Nachfrage wächst. Allerdings erwies sich dies als fatale Spekulation.
Mit dem Ausbruch der Finanzkrise 2008 ging der Rohölpreis auf Talfahrt und fiel unter ein Niveau von 40 Dollar. Die Erholung auf ein Niveau von 80 Dollar kam erst 2010. Bis 2014 stieg der Rohölpreis kontinuierlich wieder auf das Niveau von rund 110 Dollar. Allerdings hatte die Welt den Schieferölboom in den USA nicht kommen sehen. Als die Börsianer merkten, dass am Weltmarkt ein Überangebot an Öl herrscht, fielen die Rohölpreise 2015 wieder auf ein Niveau von unter 50 Dollar. Diese Talfahrt setzte sich fort, da die OPEC, angeführt von Saudi-Arabien 2016 versuchte, seinen Marktanteil über Kampfpreise zu halten und die amerikanische Schieferindustrie vom Markt zu verdrängen. In der Folge fiel 2016 der Rohölpreis auf zeitweilig unter 30 Dollar. Im Dezember 2016 entschied die OPEC, inklusive dem Nicht-OPEC-Land Russland, die Ölproduktion zu drosseln, um das weltweite Überangebot an Öl zu reduzieren. In der Folge pendelte der Rohölpreis in den Jahren 2018 bis Anfang 2020 zwischen 60 und 70 Dollar, bis im Zuge der Corona-Krise die Preise wieder auf Talfahrt gingen und sich ab Mai 2020 bei 35 bis 45 Dollar wiederfanden.

Aktuell steht der Rohölpreis wieder bei 53 Dollar. Saudi Arabien hat seine Förderung im Januar 2021 um eine weitere Million Barrel reduziert, um den Preis zu stabilisieren. Wie lange Saudi Arabien diese zusätzliche Mengenkürzung zugunsten der anderen OPEC-Mitglieder aufrecht erhält ist schwer einzuschätzen. Die OPEC und Russland hoffen, die Produktion in 2021 wieder hochfahren zu können. Eine Unbekannte bleiben die Fracker in USA, die bei Preisen über 50 Dollar ihre Quellen auch wieder hochfahren könnten. Goldmann Sachs prognostiziert für Ende 2021 wieder Preise von 65 Dollar. Andere Experten rechnen wieder mit einem Überangebot und fallenden Preisen, da bei Preisen über 50 Dollar einige OPEC-Länder und die Fracker in den USA die Produktion wieder zu stark erhöhen.

Mittlerweile hat sich in der Wirtschaft die Erkenntnis durchgesetzt, dass selbst bei normalem Verlauf der Weltwirtschaft und einem weltweiten Ölverbrauch von 100 Millionen Barrel pro Tag, die aktuell bekannten und wirtschaftlich förderbaren Ölreserven mindestens die nächsten 40 bis 50 Jahre die Versorgung mit Öl absichern. Viele Länder streben bis 2050 weitestgehende Klimaneutralität an. Folglich wird der Ölverbrauch langfristig sinken, mit der Folge, dass die heute bekannten Rohölreserven mit Sicherheit bis ins nächste Jahrhundert reichen werden. Mittlerweile wird nicht mehr darüber diskutiert – wie es noch 2007 der Fall war – dass die weltweiten Rohöl- und Raffineriekapazitäten nicht ausreichen, den weltweiten Ölhunger zu decken, sondern darüber, ob die heutige Rohöl- und Raffinerieproduktion nicht bereits seinen Förderhöhepunkt überschritten hat.

Vor nur 15 Jahren wurde von vielen Politikern überlegt, welche Alternativen es zum Öl gibt, wenn es dieses in 40 bis 50 Jahren nicht mehr in ausreichenden Mengen geben sollte. Heute strebt die Politik eine CO2-freie Wirtschaft an und überlegt, wie Öl in den nächsten 30 Jahren durch andere Energiearten ersetzt werden kann. Das Ziel hat sich geändert, das Ergebnis bleibt das gleiche – die Welt braucht 2050 weniger Öl.