Die Shell hat auf einer Veranstaltung am 19.02.2015 in Düsseldorf ihre neueste Shell-Prognose dargestellt

Im Wesentlichen legte Herr Dr. Jörg Adolf, Chefvolkswirt der Shell, folgendes dar:

Die Motorisierung der Bevölkerung wird zwischen den Jahren 2020-2030 in Deutschland ihren Modernisierungshöhepunkt erreichen. Dies liegt an der einfachen Tatsache, dass die Bevölkerungszahl von heute 81 auf 77 Millionen Einwohner bis 2040 schrumpft. Der Anteil der jungen Leute wird durch die Überalterung der Gesellschaft geringer. Auf der anderen Seite bleiben die Älteren, und dies gilt insbesondere für die über 65-Jährigen, länger mobil, als dies in der Vergangenheit der Fall war.

Nach den Berechnungen der Shell werden die Männer bereits in 2016 den Motorisierungshöhepunkt (Peak Car) erreichen. Der Anteil der Frauen am Steuer wird weiterhin deutlich zunehmen, sodass sich der gesamte Peak-Car für beide Geschlechter auf das nächste Jahrzehnt verschiebt.

Die Pkw-Motorisierung der deutschen Bevölkerung wird bis etwa 2027/2028 noch leicht ansteigen, das heißt von heute rund 550 Pkws, auf nahezu 570 Pkws pro 1.000 Einwohner in der zweiten Hälfte der 2020er Jahre. Bis 2040 wird die Pkw-Dichte pro 1.000 Einwohner auf 558 Pkws zurückgehen.

Die heutige jüngere Altersklasse weist eine deutlich geringere Pkw-Motorisierung auf als dieselbe Altersklasse in früheren Jahren. Da die Ausbildungszeit länger wird und die Jungen immer später in das Erwerbsleben eintreten, nimmt die Motorisierung in dieser Altersklasse ab. Zudem hat das Auto bei den Jüngeren nicht mehr die Priorität wie früher. Da die Anzahl der älteren Menschen an der Bevölkerung zunimmt und die Menschen auch im Alter mobil bleiben wollen, nimmt der Pkw-Motorisierungsgrad in dieser Altersklasse am stärksten zu. Der Motorisierungsgrad der Frauen wird auch weiter ansteigen, weil immer mehr Frauen berufstätig werden.

Der Gesamt-Pkw-Bestand, der heute in Deutschland 44,2 Mio. Einheiten beträgt, wird bis 2025 auf 45,2 Mio. Einheiten ansteigen. Bis 2040 wird der Pkw-Bestand auf 42,7 Mio. Pkw-Einheiten schrumpfen. Da allerdings die Einwohnerzahl um 4 Mio. schrumpft, ist die Abnahme der Pkw-Flotte aufgrund des höheren Motorisierungsgrad noch als moderat anzusehen. Die Jahresfahrleistung pro Pkw wird sich von 14.000 km im Jahr 2014 bis 2040 auf 13.600 km reduzieren.

Die Pkw-Gesamtfahrleistung in der BRD wird bis 2020 von heute 610 Milliarden Pkw-Kilometer auf 626 Milliarden Pkw-Kilometer steigen und anschließend bis 2040 sukzessive auf das Niveau von 2005 zurücksinken.

Seit 2000 ist das durchschnittliche Fahrzeugalter von 6,9 auf 8,8 Jahre im Jahr 2014 kontinuierlich angestiegen. Laut dem Shell-Szenario wird dieser Trend auch weiter anhalten und sich bis 2040 auf 11 Jahre erhöhen.

Benzin-Pkws machen heute noch rund 70 Prozent am Gesamt-Pkw-Bestand aus. Da die Benzin-Neuzulassungen seit Jahren schrumpfen, werden ab dem Jahr 2025 mehr Diesel- als Benzin-Pkws im deutschen Fahrzeugbestand sein. Reine Benzinfahrzeuge werden zukünftig ergänzt werden um Plug-in- und Hybrid-Technik.

Der Absatz an Neufahrzeugen wird auch weiterhin in einer Größenordnung von rund 3 Mio. Pkws jährlich liegen.

Die Produktvielfalt bei den Motoren wird zunehmen. Neben den klassischen Benzin- und Diesel-Motoren werden Auto- und Erdgas-Fahrzeuge angeboten. Neben dem Benzin-Hybrid werden auch der Diesel-Hybrid und der Plug-in-Hybrid in der Bedeutung zunehmen. Reine elektromäßig betriebene Fahrzeuge werden ebenfalls im Markt sein, allerdings keine dominante Rolle einnehmen.

Diesbezüglich verwies der Chefvolkswirt, Dr. Jörg Adolf, auf folgende beispielhafte Rechnung: 1980 bewegten sich erstmals 1 Mio. Diesel-Pkws auf deutschen Straßen. Diese Zahl erhöhte sich in einem Zeitraum von 25 Jahren bis 2005 auf 5 Mio. Diesel-Pkws. Da die Pkws in der Regel alle 8-9 Jahre ausgetauscht werden, sind 50 Prozent der Autos zwischen 8 und 18 Jahre alt. Bis ein solcher Fahrzeugbestand getauscht ist und sich eine neue Motorentechnik durchsetzt, braucht man einen langen Atem. Aus diesem Grund hält die Shell das Ziel der Bundesregierung, 1 Million elektrobetriebene Fahrzeuge bis zum Jahr 2020 auf deutsche Straße zu bringen, für nicht realistisch. Otto- und Dieselkraftstoff-angetriebene Fahrzeuge bleiben in den nächsten 25 Jahren die wesentlichen Antriebsarten im Mobilitätssektor. Auf Basis des Shell-Szenarios werden sie auch im Jahr 2040 zu 80 bis 85 Prozent den Motorenantrieb bestimmen.

Die Shell-Studie beschränkt sich auf ein Pkw-Szenario. Hierauf wies Herr Dr. Adolf von Shell bei der Präsentation seiner Daten auch hin. In den letzten Jahren haben die kleineren Lkws ab 3,5 Tonnen bis hin zu den Sattelschleppern eine immer größere und wichtigere Funktion in unserer arbeitsteiligen Wirtschaft übernommen. Viele Läger wurden aufgelöst und Lkws stellen sicher, dass die Ware „just in time“ an der Verkaufsstelle oder am Produktionsstandort ist. Lkws wurden zu rollenden Lägern und der Fortfall der Grenzen in Europa ermöglichte einen noch leichteren Transitverkehr. Zudem hat die Bequemlichkeit von uns Menschen – oftmals auch mangels verfügbarer Zeit – zugenommen. Die Stichworte diesbezüglich sind Pizza-Service, Amazon und Zalando. Kleintransporter, ob von DHL, UPS oder Hermes, beliefern in der Regel 6 Tage die Woche, 12 bis 14 Stunden am Tag, die privaten Haushalte mit ihren Bestellungen. Die Zunahme der Zustellservices führt dazu, dass die gewerbliche Jahresfahrleistung des Transportsektors weiter steigt. Das heißt, neben der Zunahme der Pkws, die mit Dieselmotor betrieben werden, wird auch der Dieselkraftstoffbedarf im Transportgewerbe weiter steigen. Die Bedeutung von Dieselkraftstoff wird folglich weiter zunehmen, während der Vergaserkraftstoffkonsum abnehmen wird.