Handys als Einkaufshilfe

Smartphones könnten in Zukunft ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt bei der Kundenansprache werden. Technologien, wie Beacons, WLAN, QR- oder Barcodes schaffen die Voraussetzungen Kunden interaktiv am Point of Sale einzubinden.

Die Lebensmittelzeitung hat das Smartphone sinnigerweise mit dem Schweizer Taschenmesser 2.0 verglichen. „Eine mobile, digitale Allzweckwaffe, die die verschiedensten Aufgaben übernimmt: Neben dem Telefonieren, das Recherchieren nach Fahrplan, Wetterbericht, Nachrichten und Wikipedia-Eintrag sowie das Vergleichen von Preisen.“

Auch im Handel könnte das Smartphone eine wichtige Rolle übernehmen. Im Ausland ist das Selbstscannen der Ware im Einzelhandel schon möglich. In mehr als 200 Albert Heijn Filialen können Kunden ihr Handy aus der Hosentasche ziehen, um das Scannen der Ware beim Gang durch die Regalreihen selbst zu erledigen. Auch Coop Schweiz lässt Kunden in rund 200 Filialen mit dem iPhone scannen. Angeboten wird der SB-Service auch in den USA von Stop & Shop sowie in einigen Pilotmärkten von Sainsbury’s.

Media-Saturn arbeitet daran, das Kundenhandy als Instore-Navigation zu nutzen. Per Einkaufs-App mit aktivierter Bluetooth-Funktion und in den Filialen installierten Beacon-Sendern können Händler ihre Kunden mit einem interaktivem Lageplan durch den Laden lotsen und im Idealfall mit ortsbezogenen, auf den Regalmeter genauen Werbebotschaften, Sonderangeboten sowie Rabattaktionen informieren. Zu verlockend ist für den Handel die Idee, die Kunden dort abzupassen, wo sie oft impulsiv die Kaufentscheidung treffen: Am Ort des Verkaufs (POS). Sowohl der Bonusprogrammanbieter Payback als auch die Firma Shopkick denken darüber nach, welche Chancen sich hieraus ergeben. Hinter all diesen Versuchen, das Smartphone des Kunden in den Kaufprozess einzubeziehen, steckt die Hoffnung, mehr über dessen Konsumgewohnheiten herauszufinden und darauf abgestimmte personalisierte Angebote zu offerieren.

Hierbei gilt es, die Grenze zwischen der Freude an der Schnäppchenjagd und dem Eindringen in den Privatbereich des Verbrauchers, zu erkennen.

Die Coop in der Schweiz hat zuletzt erfahren, dass dies nicht unproblematisch ist. Coop hatte die Absicht, personalisierte Rabatte einzuführen. Unter dem Druck der Öffentlichkeit und der Medien wurde dieses Projekt allerdings schnell aufgegeben.

Grundvoraussetzung für eine Vielzahl mobiler Services und Anwendungen ist eine stabile Datenverbindung. Da dies aufgrund räumlicher Gegebenheiten oftmals nicht gegeben ist, bieten Filialisten kostenloses Kunden-WLAN an. Doch auch hier sind noch haftungsrechtliche Fragen zu klären, sodass der flächendeckende Einzug von Handys zur Einkaufsunterstützung wohl noch eine Zeit auf sich warten lässt.