Sonderzölle treffen auch deutsche Hersteller
Anfang Juni hat die EU in Aussicht gestellt, dass Zölle auf chinesische E-Autos erhoben werden sollen. Die EU-Kommission will zunächst mit Peking verhandeln, wie sich das Problem der chinesischen E-Auto-Überkapazitäten lösen lässt. Sollten die Gespräche ergebnislos bleiben, sollen die Zölle voraussichtlich ab November greifen.
Die chinesischen E-Autohersteller hatten im dritten Quartal 2023 in Europa einen Marktanteil von 8,8 Prozent. Rechnet man alle aus China importierten E-Autos ein, also inklusive der dort hergestellten Teslas, BMWs, VWs etc., dann liegt der Marktanteil in der EU von Fahrzeugen aus chinesischer Produktion sogar bei 25 Prozent. Die EU erklärt, dass Peking die gesamte Wertschöpfungskette subventioniere, vom Abbau des Rohstoffs Lithium, über die Batteriezellenproduktion bis hin zum Autobau und der Verschiffung nach Europa. Die USA hatten Strafzölle in Höhe von 100 Prozent auf chinesische E-Autos verhängt. Laut dem Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) würden die geplanten EU-Zölle im Schnitt 31 Prozent betragen und würden zu einem Rückgang der Elektroimporte aus China in Höhe von 25 Prozent führen. Dies entspräche einem Wert von rund vier Milliarden US-Dollar. Bei 40 bis 50 Prozent Zollbelastung wäre der Import aus China unattraktiv wie das Think Tank Rhodium aus den USA berechnete.
Nach den ersten Berechnungen würden die chinesischen Hersteller BYD mit einem Sonderzoll von 17,4 Prozent, Geely mit 20 Prozent und SAIC mit 38 Prozent belastet. Dies würde auch für die vom Joint-Venture von SAIC und Volkswagen hergestellten Fahrzeuge gelten. Der in China gebaute Elektro-SUV iX3 von BMW soll mit 21 Prozent Einfuhrzoll belegt werden. China hat 2023 744.000 Elektroautos in die EU exportiert, darunter 656.000 reine Batteriefahrzeuge. Tesla ist der größte Exporteur von E-Autos aus China. Seat produziert den Cupra in China, Daimler den Smart bei Geely.
Fast 40 Prozent der chinesischen E-Autoexporte gehen nach Europa, weit mehr als in jede andere Region der Welt. China ist aktuell der größte E-Automarkt der Welt, allerdings herrschen auf diesem Markt ruinöse Bedingungen, sodass die chinesischen Hersteller ihr Heil im Export suchen. Auch die deutschen Hersteller haben sich zum EU-Zoll negativ ausgesprochen. VW, BMW, Audi und Mercedes produzieren einen hohen Anteil ihrer E-Fahrzeuge in China. In der Folge würden auch diese E-Fahrzeuge, die nach Europa verkauft werden, mit Zöllen belegt.
Doch auf der anderen Seite schicken die deutschen Hersteller immer noch sehr teure und große Modelle aus ihren Werken in Europa nach China. China droht nun mit Gegenmaßnahmen bei den Einfuhrzöllen. So sollen die Einfuhrtarife auch hochmotorisierte Luxusautos aus dem Westen von aktuell 15 auf 25 Prozent erhöht werden. Hierbei geht es um Fabrikate von mehr als 2,5 Liter Hubraum und würde folglich speziell die deutschen Hersteller treffen. Laut Handelsblatt würde sich schätzungsweise die Hälfte des jährlichen Exportvolumens von Volkswagen, Porsche, Mercedes-Benz und BMW – von zusammengerechnet mehr als 200.000 Fahrzeugen pro Jahr – deutlich verteuern. Allein von der Luxuslimousine S-Klasse und der noch edleren Maybach-Variante, die beide in Sindelfingen vom Band laufen, verkauft Mercedes in China fast 38.000 Stück. Hinzu kommen pro Jahr 21.000 Einheiten des noblen SUVs GLS und 5.000 Einheiten des wuchtigen Geländewagens G-Klasse. Für Mercedes ist China mit weitem Abstand der wichtigste Einzelmarkt. Auch Porsche würde unter den hohen Zöllen leiden, da Porsche kein einziges Modell in China fertigt.