CO2-Ausstoß sinkt nicht wie geplant
Verbraucher mussten Anfang 2016 für die Kilowattstunde nicht mehr zahlen als im Vorjahr
Tankstellen haben einen nicht unerheblichen Stromverbrauch. Von daher war es Anfang des Jahres eine gute Nachricht für Tankstellen, dass die Strompreise in 2015 nicht weiter angestiegen sind und in 2016 auf einem ähnlichen Niveau bleiben werden. Je nach Größenordnung einer Tankstelle, das heißt Kraftstoffumsatz, Shopgröße inkl. Klimatisierung, Waschanlage, Außenbeleuchtung, Bistro mit Backöfen, liegt der Stromverbrauch zwischen 50.000 und 130.000 Kilowattstunden. Obwohl immer mehr Technik mit entsprechendem Strombedarf in die Tankstellen Einzug hielt, konnte in den letzten 15 Jahren mithilfe von LED-Technik und intelligenterer Stromtechnik der Stromverbrauch um ca. 15 bis 20 Prozent gesenkt werden. Da sich auf der anderen Seite der Strompreis ohne Mehrwertsteuer für Unternehmenskunden in den letzten 15 Jahren verdoppelte, konnte die Verbrauchsreduzierung einen Teil des Stromkostenanstiegs kompensieren.
Fakt ist: Die eigentlichen Beschaffungskosten für Strom sind in den letzten Jahren gesunken. Erhöht haben sich die Abgaben wie EEG-Umlage, Netzentgelte etc. Grund für den Anstieg bei den Netzentgelten ist der Aus- und Umbau der Stromnetze, der zur Umsetzung der Energiewende erforderlich ist. Eine Vielzahl von Windanlagen sinnvoll in ein Stromnetz einzubinden, ist ungleich komplizierter, als ein Stromnetz zu unterhalten, das nur auf wenige Großkraftwerke zurückgreifen muss.
Doch neben den Netzentgelten sind die Steuern und die staatlich verursachten Abgaben und Umlagen am stärksten gestiegen. Diese verteuerten sich in den vergangenen 15 Jahren um knapp 300 Prozent. Mittlerweile entfallen rund 50 Prozent des Strompreises auf staatliche Abgaben, sofern Unternehmen nicht wegen hoher Energieintensität von diesen Abgaben befreit wurden.
Vor 15 Jahren entfielen nur 24 Prozent des Strompreises auf Steuern, Abgaben und Umlagen. Der größte Kostenblock unter den staatlichen Belastungen des Strompreises, ist die erneuerbare Energieumlage. Diese ist 2016 weiter leicht gestiegen von 6,17 auf 6,35 Cent pro Kilowattstunde. Aber auch weitere Abgaben und Umlagen wurden zum Jahresbeginn 2016 heraufgesetzt:
der KWK-Aufschlag von 0,254 auf 0,445 Cent pro Kilowattstunde,
die §19 StromNEV-Umlage von 0,237 auf 0,378 Cent pro Kilowattstunde und
die Offshore-Haftungsumlage auf 0,04 Cent pro Kilowattstunde.
Per Saldo sind damit die Abgaben und Umlagen in 2016 um 0,6 Cent pro Kilowattstunde angehoben worden, wobei der günstigere Strompreis dies an den Strombörsen ausgleichen könnte.
In diesem Zusammenhang noch eine andere Anmerkung: Ein durchschnittlicher Haushalt verbraucht 3.500 Kilowattstunden pro Jahr. Das heißt, die Stromrechnung macht mittlerweile rund 1.000 Euro pro Jahr für einen Haushalt aus. Das sind rund 400 Euro mehr (+68 Prozent) als noch vor 15 Jahren.
Der Energie-Informationsdienst sieht die Strompreise nach 2016 weiter steigen. Die für 20 Jahre garantierte Einspeisevergütung für Wind- und Solaranlagen wird noch viele Jahre preistreibend wirken. Auch hat die Politik für Offshore-Windanlagen auf dem Meer höhere Vergütungszusagen gemacht als für Windanlagen, die an Land stehen. Der Ausbau der Übertragungsnetze, die vermehrt mit Erdverkabelungen verbunden sein werden und die Erweiterung der Verteilnetze werden die Netzentgelte weiter ansteigen lassen. Auch wenn auf der anderen Seite die Großhandelspreise für Strom weiter sinken, werden die zusätzlichen staatlichen Umlagen und Regulierungen zu einem Ansteigen der Strompreise nach 2016 führen. Im März 2016 sank der Strompreis an den Terminbörsen zeitweise unter 20 je Megawattstunde. Vor 5 Jahren wurde die Megawattstunde an der Börse noch für 60 gehandelt. Zu Preisen von 20-25 je Megawattstunde können Braunkohle- und Atomkraftwerke gerade noch wirtschaftlich produzieren, so das Handelsblatt. Gaskraftwerke und Steinkohle sind bei diesen Preisen längst nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben.
Ein ungleicher Wettbewerb, denn Windanlagen an Land werden aktuell mit 85, Solarstrom mit 110 und Windanlagen auf hoher See mit 150 je Megawattstunde staatlich abgesichert vergütet und deren Strom muss vorrangig in das Stromnetz eingespeist werden.
Laut Internationaler Energieagentur waren die Haushaltstrompreise 2015 in Deutschland doppelt so hoch wie im Durchschnitt aller Industrieländer und sogar dreimal so hoch wie in Norwegen oder in den USA. Selbst im Vergleich zu Japan, das als Energiehochpreisland gilt, mussten deutsche Privatverbraucher gut 40 Prozent mehr für Strom bezahlen. Der massiv staatlich geförderte Umbau, hin zu erneuerbaren Energien, treibt die Stromkosten weiter an. In 2016 werden die erneuerbaren Energien einen Anteil an der Deckung des Bruttoinlandstromverbrauchs von mindestens 35 Prozent haben. Bis 2020 soll der erneuerbare Energieanteil auf 42 Prozent wachsen. Zunächst werden die erneuerbaren Energien die Anfang 2020 abzuschaltenden Kernkraftwerke ersetzen. Frühestens 2030 werden sie in der Lage sein, auch Kohlekraftwerke zu ersetzen. Erst zu diesem Zeitpunkt wird ein mit Strom betriebener Pkw eine günstigere CO2-Bilanz aufweisen als Fahrzeuge, die mit Otto- und Dieselkraftstoff angetrieben werden.
Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft hat die Energiewende ihr Ziel verfehlt. Bis 2020 wollte die Bundesregierung den CO2-Ausstoß – auch bei der Stromerzeugung – gegenüber dem Jahr 1990 um 40 Prozent senken. Demnach hätte, so das Institut, bis 2014 gegenüber der im Jahr 2000 beschlossenen Energiewende der CO2-Ausstoß bei der Stromerzeugung um 24,3 Prozent sinken müssen. Tatsächlich waren es nur 5,8 Prozent. Durch den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien, deren Netze starken Schwankungen unterliegen, mussten emissionsintensive Kohlekraftwerke als Reservekapazität eingesetzt werden.
Die Energiewende soll vornehmlich bestimmte Technologien fördern und dient nicht dem kurzfristigen Klimaschutz, so das Institut der deutschen Wirtschaft in seinem Kommentar zu dieser Entwicklung.