Die EU will den Treibhausgas-Ausstoß bis 2030 noch stärker senken. Allerdings zeigt eine Studie, dass dies kaum zu schaffen ist. Der sogenannte „Green Deal“, ausgerufen von der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, soll die Treibhausgasemissionen in Europa bis zum Jahr 2030 um 50 bis 55 Prozent gegenüber 1990 reduzieren. Bislang lag das Ziel für 2030 bei 40 Prozent. Eine Studie des Centrums für Umweltmanagement an der Ruhr-Universität Bochum ging der Frage nach, ob dieses Ziel von 40 Prozent zu erreichen ist. Dieses Centrum hat die für 2030 geltenden Emissions-Reduktionsziele einem Realitätscheck unterzogen und kommt zu ernüchternden Ergebnissen, so das Handelsblatt.

Wenn man die Fortschritte der EU im Klimaschutz in den Jahren 2005 bis 2018 zugrunde legt, erreicht die EU bis 2030 den Berechnungen zufolge nicht einmal das 40 Prozent-Ziel, sondern landet bei einer Reduktion von 37 Prozent. Wenn die EU sich das Ziel setzen sollte, die Emissionen um 55 Prozent zu reduzieren, müsste sie ihre bisherigen Anstrengungen verdoppeln. Die Studienherausgeber merken deshalb kritisch an: „Eher ein noch ehrgeizigeres Emissionsziel für 2030 festgelegt wird, sollte erst überprüft werden, ob Europa das schon ambitionierte Ziel einer Reduktion von 40 Prozent erreichen kann.“ Der Studie zufolge ging die Reduktion von Treibhausgasemissionen in den Jahren 2005 bis 2018 in der EU in erster Linie auf den Ausbau erneuerbarer Energien zurück. 62 Prozent der Emissionsreduktionen gehen auf das Konto der erneuerbaren Energien und 25 Prozent wurden erreicht, indem Kohlekraftwerke durch Gaskraftwerke ersetzt wurden. Weitere 13 Prozent der Emissionsreduktion sind auf die Steigerung der Energieeffizienz zurückzuführen, so die Studie. Laut dieser Studie ist das Zwischenziel, eine Reduktion von 20 Prozent bis 2020, nur erreicht worden, weil die osteuropäische Schwerindustrie zusammengebrochen ist und durch die Finanzkrise 2009 das Wirtschaftswachstum gebremst wurde. „Die Emissionsreduktion von weiteren 20 Prozent in nur einer Dekade, statt in der Zeit von dreien (1990 bis 2020) ist schon eine große Herausforderung“, so die Verfasser der Studie. Nach deren Meinung reicht das Wachstum der erneuerbaren Energien bei weitem nicht aus, um das Ziel 2030 in Höhe von 40 Prozent CO2-Reduktion zu erreichen. Auch die Steigerung der Energieeffizienz wird immer schwieriger und hinkt hinter den Zielen her. Hinzu komme, dass selbst wenn bei einer gleichbleibenden Ausbaurate für erneuerbare Energien der Effekt gegenüber früheren Jahren sinken würde, es bis 2030 zu vermehrten Stilllegungen von Kernkraftwerken kommen werde. Diese Kernkraftwerke, die ebenfalls null Emissionen haben, müssen durch zusätzliche Kapazitäten von erneuerbaren Energien ersetzt werden, wenn man klimaneutral bleiben will.

Nach Überzeugung des Instituts muss die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien weiterhin oberste Priorität haben. Zusätzlich fordert die Ruhr-Universität Bochum die Anstrengungen zur Steigerung der Energieeffizienz zu verdoppeln. Die Erreichung dieser Ziele könne nur über erheblich stärkere Anreize erfolgen, so die Autoren.