Kfz Hersteller verfehlen die CO2 Vorgaben 2021

Im August 2019 wurden in Deutschland erstmalig mehr SUVs verkauft als alle anderen Kfz-Klassen. Die Kunden schätzen am SUV, dass man höher sitzt und folglich eine bessere Übersicht hat. Zurzeit wird der SUV für den CO2-Ausstoß, aber auch für größere Personenschäden in Folge eines Unfalles, verantwortlich gemacht.

Richtig ist, dass die SUVs weit von den Umweltzielen entfernt sind. Der Porsche Cayenne kommt auf 261 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer und der BMW X7 auf rund 200 Gramm CO2. Allerdings sind die 8-Zylinder-Modelle gerade in den USA und Fernost beliebt. In Deutschland werden SUVs in der Regel als Fahrzeuge mit Dieselmotoren verkauft.

Auch die kommenden Elektroautos werden vielfach SUVs sein. In den SUVs lässt sich die Batterie wesentlich leichter im Boden der Fahrzeuge verbauen als in den klassischen Limousinen. Zudem geht die Automobilindustrie davon aus, dass auch bei den Elektromotoren der Trend zum SUV bleibt.

Das Kundenverhalten hat sich in den letzten 35 Jahren komplett geändert. Das Handelsblatt hat hierzu folgende Fakten veröffentlicht: 1983 wog die zweite Generation von VW noch 830 Kilogramm. Das aktuelle Modell Golf kommt auf 1.200 Kilogramm und der SUV-Ableger des Golfs, der Tiguan, hat 1,5 bis 2 Tonnen Leergewicht. Begnügte sich der Ur-Golf noch mit 45 PS, so gibt es den aktuellen Tiguan nicht unter 125 PS. Die Kunden wollen mehr Platz, Sicherheit und Komfort. Airbags, Klimaanlagen, elektrische Scheibenheber, Sitzheizung und Servolenkung brachten immer mehr Masse und damit Gewicht auf die Straße. Je größer das Auto, desto größer müssen Tanks und Bremsen ausgelegt werden und auch die Reifen. All dies führte zu einer Gewichtserhöhung und einem höheren Verbrauch. Zwar wurden die Fahrzeuge immer effizienter, doch diese Effizienz wurde teilweise durch die zunehmende Gewichtsklasse um mehr Pferdestärken wieder aufgehoben.

Die Folgen sind für die Klimabilanz der Hersteller nicht gut. Daimler stößt im Flottenschnitt seiner verkauften Kfz 134 Gramm CO2 und Volkswagen 123 Gramm CO2 aus. In den letzten Jahren ist der CO2-Ausstoß gestiegen, da die Kunden sich vom Diesel abwandten und wieder mehr auf Ottokraftstofffahrzeuge setzten. Daimler muss ab 2021 einen CO2-Wert von 102 Gramm in der Flotte schaffen. Allerdings gibt es einige Übergangshilfen vonseiten der EU. Im Übergangsjahr 2020 werden 5 Prozent der schlimmsten Überschreitungen eines Konzerns einfach gestrichen. Konkret: SUVs und emissionsstarke Geländewagen müssen 2020 noch gar nicht in die Klimarechnung im Flottenbereich einbezogen werden, so das Handelsblatt. Hinzukommen die Super-Credits für Elektroautos und Hybride. 2020 fließen Stromantriebe doppelt in den durchschnittlichen Flottenverbrauch ein. 2021 sinkt dieser Faktor auf 1,6. Auch das sieht das Handelsblatt kritisch. Die EU setzt die Stromautos mit null Emissionen an, obwohl der Strom für die Batterien schließlich auch irgendwo erzeugt werden muss. Hybridmotoren wiederum gehen mit extrem niedrigen Verbrauchswerten in die Berechnung ein. Diese lassen sich in der Praxis aber nur erreichen, wenn der Nutzer die zu fahrenden Strecken auch hauptsächlich elektrisch zurücklegt.

Aus heutiger Sicht werden die Konzerne 2021 die CO2-Ziele verfehlen und es könnte bei den heutigen Flottenemissionen zu folgenden Strafzahlungen kommen:

VW
Wert heute 118,8 Gramm pro Kilometer, Zielwert 95,9 Gramm, Strafzahlung 
3,82 Milliarden Euro.

Audi
Wert heute 127,6 Gramm pro Kilometer, Zielwert 101,0 Gramm, Strafzahlung 
1,8 Milliarden Euro.

BMW
Wert heute 128,9 Gramm pro Kilometer, Zielwert 101,3 Gramm, Strafzahlung 2,71 Milliarden Euro.

Daimler
Wert heute 132,0 Gramm pro Kilometer, Zielwert 102,5 Gramm, Strafzahlung 2,74 Milliarden Euro.

Wenn man diese Kosten auf die hergestellten Fahrzeuge umlegt, so würden die Strafzahlungen die Fahrzeuge wie folgt verteuern:

VW 917 €
Audi 1.594 €
BMW 1.656 €
Daimler 1.772 €

Beim derzeitigen Produktionsmix gehen Branchenexperten davon aus, dass die Autobranche bis Mitte 2025 30 Prozent ihres jährlichen Absatzes mit Elektroantrieben – inklusive Hybridantrieben – bewerkstelligen muss, um Strafzahlungen zu vermeiden. Dies gilt insbesondere ab 2025, da sich dann die CO2-Werte nochmals verschärfen werden. Wie das Handelsblatt berichtete, gehen einige Experten auch davon aus, dass die Konzerne ab 2020 für die Bußgelder, die aus Brüssel drohen, Rückstellungen in Milliardenhöhe bilden werden und damit das Ergebnis der Automobilkonzerne weiter unter Druck bleibt. Ein Teil wird dann vielleicht über eine Preiserhöhung aufgefangen, denn letztlich ist der Kunde der Verursacher.

Die Konzerne werden weiter SUVs anbieten, da gerade in Märkten wie China und USA diese Fahrzeuge mit hohen Sitzpositionen und großzügigem Raumangebot immer stärker nachgefragt werden. Bis heute ist der Pick-up-Ford F150 das meistverkaufte Auto in den USA. Der Verband der deutschen Automobilhersteller (VDA) hat deshalb auch darauf hingewiesen, dass sich die deutschen Hersteller in ihrer Modellpolitik nach den Erfordernissen des Weltmarktes und nicht des städtischen Verkehrs in Europa oder gar Deutschland ausrichten müssen. Die deutsche Automobilindustrie muss den Weltmarkt betrachten und für diesen die richtigen Fahrzeuge produzieren. Ohne die SUVs wären die Deutschen in Amerika oder China mit ihren Fahrzeugen bei weitem nicht so erfolgreich.