Die Anzahl der Straßentankstellen hat sich in 2020 nur geringfügig verändert. Laut Energieinformationsdienst (EID) ist die Zahl der Straßentankstellen um neun auf 14.100 Tankstellen und die der Autobahntankstellen um eine Tankstelle auf 359 angewachsen. Allerdings ist daraus kein Trend abzulesen, denn der Tankstellenmarkt, stagniert weiterhin, was die Anzahl der Tankstellen betrifft.

Allerdings gab es bei einzelnen Farben ein paar Veränderungen. Der Mannheimer Avia-Partner Minera Kraftstoffe wechselte mit rund 80 Stationen zur Esso. Die OMV gab zum Jahresende 2020 bekannt, rund 270 Stationen an die britische EG Group zu veräußern. Bislang ist noch offen, wie die EG mit den OMV Tankstellen umgehen wird. Die EG ist mit rund 900 Esso-Stationen seit Ende 2018 in Deutschland der größte Markenpartner von Esso, betreibt aber im europäischen Ausland auch Shell-Stationen. Die OMV hat ihr deutsches Netz im Zuge der Fusion von Shell/DEA bzw. BP und Aral Anfang des neuen Jahrtausends erwerben können. 2020 hat die OMV entschieden, sich aus dem deutschen Markt zurückzuziehen und deshalb sein Tankstellennetz veräußert.

Aral ist auch in 2020 weiterhin Marktführer mit 2.300 Tankstellen. Das Aral-Netz wuchs um neun Standorte. Shell folgt auf Platz zwei mit 1.955 Standorten. Total betreibt 1.157 Standorte und vergrößerte sein Netz in 2020 um acht Stationen. Das Esso-Netz wuchs auf 961 Tankstellen, da ein Teil der Minera Stationen bereits in 2020 von Avia auf Esso umgeflaggt wurde. Im Gegenzug ist das Avia-Netz auf 839 Stationen gesunken. JET ist mit 818 Stationen die Nummer sechs im deutschen Tankstellenmarkt, was die Anzahl der Tankstellen betrifft.

Allerdings muss man hier anmerken, dass es bei den Marktanteilen anders aussieht. Marktführer bei den Absatzmarktanteilen ist Aral mit 21 Prozent, gefolgt von Shell mit 20 Prozent und auf Platz drei liegt JET mit 10,5 Prozent.

JET schafft mit rund 818 Stationen einen deutlich höheren Durchschnittsabsatz pro Station als eine Aral oder Shell.

Die Entwicklung der Straßentankstellen in Deutschland zum 31.12.2020 sieht zurzeit wie folgt aus:

Unternehmen 31.12.2020 31.12.2019
Aral 2.300 2.291
Shell 1.955 1.956
Total 1.575 1.149
Esso 961 937
AVIA 839 871
JET (Phillips66) 818 813
Raiffeisen 713 690
Orlen/Star 582 584
ENI/Agip 468 463
Deutsche Tamoil/HEM 411 407
OMV 272 271
Westfalen 251 252
OIL! 233 231
Hoyer 229 217
Q1 Energie 207 197
Classic (Lühmann) 153 150
Lother (u.a. Nordoel, LTG) 113 113
ED 104 104
HPV Hanseatic Petrol 94 94
teamenergie 94 n.v.
BayWa 86 101
Calpam 53 54
SCORE 48 46
Sprint Tank 47 46
Bavaria Petrol 31 31
Allguth 28 n.v.
PIN (Pinoil) 26 26
SVG 11 11
Sonst. Supermarkt-Stationen 270 270
Sonst. mittelständische Eigenmarken 1.836 1.976
Doppelzählungen (290) (260)
Gesamt 14.100 14.091

Hinweis zur Tabelle:
Calpam, Hoyer, Lühmann, teamenergie und Avia, betreiben auch ein umfangreiches Netz an Automatentankstellen, die in der Tankstellenzahl dieser Firmen enthalten sind. In den Zahlen von Shell, Total und JET sind auch diverse Supermarkttankstellen enthalten, die allerdings unter einem anderen Label als der jeweiligen Marke betrieben werden.

Bei den Kraftstoffabsatzanteilen ergibt sich folgendes Bild:

Aral 21,0 %
Shell 20,0 %
JET 10,5 %
Total 9,5 %
Esso 7,0 %

Coronabedingt ist der Konsum – laut Zahlen des Bundesamtes für Ausfuhrwirtschaft – in 2020 bei Ottokraftstoffen um 10 Prozent auf 16.200 Tonnen und bei Dieselkraftstoff um 7,5 Prozent auf 35.100 Tonnen gesunken. Allerdings wird nur ein Teil des Dieselkraftstoffs über Straßen- bzw. Autobahntankstellen abgesetzt. Der größte Teil des Dieselumsatzes wird nach wie vor über Hoftankstellen abgewickelt. Wenn wir uns den reinen Tankstellenmarkt ansehen, so ist dieser in 2020 bei Otto- und Dieselkraftstoff um rund 8 Prozent geschrumpft. Da die Tankstellenanzahl in etwa gleichgeblieben ist, ist der Durchschnittsumsatz der einzelnen Stationen auf 245.000 bis 250.000 Liter je Monat gesunken. Die höchsten Umsatzverluste im Tankstellenmarkt erlitten – wie auch bereits 2019 – die Autobahntankstellen.

Der Tankstellenumsatz ist 2020 im Zuge der ersten und zweiten Lockdown-Phase recht stark eingebrochen. Allerdings sind die restlichen Monate in 2020 recht gut gelaufen, sodass der Tankstellenmarkt mit einem Minus von 8 Prozent noch ganz gut durch die Corona-Krise gekommen ist. Die Tankstellen waren während den Shutdown-Phasen zu keiner Zeit von einer kompletten Schließung betroffen, da ihnen eine Versorgungsfunktion zukommt. Allerdings führten diverse Einschränkungen, wie Ausgehverbote und andere Maßnahmen dazu, dass die Tankstellen in den Lockdown-Phasen die Öffnungszeiten entsprechend reduzieren mussten.

Das neue Jahr 2021 wird, bedingt durch den Lockdown in den ersten vier bis fünf, eventuell gar sechs Monaten und der damit verbundenen geringeren Mobilität, im Absatzvolumen unter dem Vorjahr bleiben. Aus heutiger Sicht ist davon auszugehen, dass der Kraftstoffkonsum im Jahr 2021 unter dem Niveau des Jahres 2019 und -wenn es im zweiten Halbjahr weniger Einschränkungen gibt – bestenfalls auf dem Niveau des Jahres 2020 bleibt. Zurzeit sieht es danach aus, dass der Tankstellenmarkt auch 2021 in etwa 2 Prozent an Absatz gegenüber 2020 verliert. Erst 2022 sollte sich zeigen, wo der deutsche Tankstellenkonsum ohne Mobilitätsbeschränkungen wirklich steht.