Die Pandemie wird auch in 2021 den Mineralölmarkt prägen

In den vergangenen zwölf Monaten war der Rohölpreis einem starken Abwärtstrend ausgesetzt. Anfang des Jahres lag der Rohölpreis bei 60 Dollar, sank dann zeitweilig auf 20 Dollar und pendelte von Mai bis November zwischen 35 – 45 Dollar. Zum Jahresende erholte sich der Rohölpreis wieder auf 55 Dollar. Die Corona-Krise ließ weltweit die Konjunktur einbrechen. Dies hatte zur Folge, dass die OPEC und Russland ihr Angebot an die reduzierte Nachfrage anpassen mussten. Der OPEC ist dies auch im Laufe des Jahres gelungen, sodass sich die Preise ab Ende November wieder auf einem Niveau von 50 – 55 Dollar stabilisierten. Zudem hatten bei Preisen von 35 – 45 Dollar die Frackingölproduzenten in USA die Rohölproduktion eingestellt.

Der Dollar hat gegenüber dem Euro im Laufe des Jahres 2020 an Wert verloren. Lag der Wechselkurs Anfang 2020 noch bei 1,09 Dollar/Euro, so stieg er bis Ende Dezember auf 1,21 Dollar/Euro, was einer Abwertung des Dollars gegenüber dem Euro von ca. 10 Prozent entspricht. Ein schwächerer Dollar bedeutet für uns Europäer, dass wir weniger für Rohöl bezahlen, da Rohöl in Dollar gehandelt wird.

Die Tankstellenpreise lagen 2020 im Durchschnitt 16 Cent unter den Preisen des Jahres 2019. Hinzu kam die Mehrwertsteuersenkung zum 1. Juli und dass die Raffinerien aufgrund der geringeren Nachfrage schlecht ausgelastet waren, wodurch der Raffinerie-Abgabepreis für die Fertigprodukte Benzin und Diesel die Tankstellenpreise weiter drückten.

Laut Kraftfahrt-Bundesamt wurden in 2020 nur 2,9 Millionen Neuwagen zugelassen. Dies war ein Rückgang von 19 Prozent. Die zugelassenen Neuwagen waren zu 93 Prozent Benzin- und Dieselmotoren und davon 18 Prozent mit einem zusätzlichen Hybridantrieb. 6,7 Prozent entfielen auf Elektro- und 0,2 Prozent auf gasbetriebene Fahrzeuge. Die nachlassende Konjunktur zeigte auch auf der Lkw-Seite starke Bremsspuren, sodass auch die Neuzulassungszahlen bei den Lkws einbrachen.

Zurzeit erwartet das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) folgende Konsumentwicklung für 2020 (die endgültigen Zahlen liegen noch nicht vor):

Ottokraftstoff ca. -10,5 Prozent
Dieselkraftstoff ca. -8,5 Prozent
Gesamt ca. -9,5 Prozent

 
Der Tankstellenmarkt ist in 2020 bundesweit um ca. 4,5 Milliarden Liter geschrumpft. In den Monaten April/Mai sowie November/Dezember, das heißt in den Lockdown-Monaten, brachen die Umsätze an den Tankstellen im zweistelligen prozentualen Bereich ein. Ohne die Corona-bedingten wirtschaftlichen Einbrüche wäre der Tankstellenmarkt in 2020 voraussichtlich nur um 1 bis 2 Prozent geschrumpft. Bundesweit lag der E10-Anteil am Gesamt-Ottokraftstoffumsatz bei 14 Prozent. Der Autogasabsatz entwickelte sich mit circa minus 10 Prozent genauso rückläufig wie der Kraftstoffmarkt.

Die Raffinerien kamen zudem unter Druck, da neben der Kraftstoffnachfrage auch die Nachfrage nach Kerosin einbrach. Sie fuhren in 2020 hohe Verluste ein.

Das Waschgeschäft konnte sich in 2020 auf dem erneut hohen Niveau wie in 2019 und 2018 halten.

Im Shopgeschäft legten die Tankstellen im Tabakwarenmarkt um circa 12 Prozent zu. Erfreulich entwickelte sich auch der Getränkeumsatz mit einem Plus von 5 – 6 Prozent sowie der Presseumsatz mit plus 2 Prozent. Prepaidkarten und Geschenkgutscheine legten um 15 Prozent zu. Auf der anderen Seite verlief der Absatz bei Süßwaren inklusive Eis mit einem Minus von 8 Prozent relativ schwach. Die Bistroumsätze inklusive Kaffee fielen mit minus 2 Prozent, trotz des fehlenden In-Haus-Umsatzes, noch recht gut aus. Das Shopgeschäft wurde in 2020 in hohem Maße von den hohen Tabakwaren- und den guten Getränkeumsätzen getragen.

Der Rohölpreis sollte sich in 2021 in einer Größenordnung von 45 bis 65 Dollar bewegen. Die OPEC, inklusive Russland, wird ihre Mengenbegrenzung fortsetzen, solange der weltweite Ölbedarf nicht anzieht. Mit einem Anziehen der Nachfrage kann allerdings erst gerechnet werden, wenn die mehr oder minder weltweiten Lockdown-Einschränkungen wieder gelockert werden können. Ab wann die Frackingölproduzenten ihr Öl wieder in den Markt bringen, ist ebenfalls eine spannende Frage. Wie sich der Euro/Dollar-Wechselkurs entwickelt, ist zurzeit noch nicht abzusehen. Preiserhöhend wirkt die zum 01.01.2021 umgesetzte CO2-Abgabe. Diese verteuerte die Kraftstoffpreise um 6 – 7 Cent netto bzw. 7 – 8 Cent brutto. Hinzu kam noch die allgemeine Mehrwertsteueranpassung von 16 Prozent auf 19 Prozent, die weitere 3 – 4 Cent Preissteigerung bewirkte. 10 Dollar Rohölpreisbewegung nach oben oder unten bewirken 6 Cent Preiserhöhung oder Preisabschlag beim Tankstellenpreis.

Folglich erwarten wir für 2021 Tankstellenpreise zwischen 1,25 bis 1,45 Euro für Super E5 und zwischen 1,10 und 1,30 Euro für Diesel bei den obengenannten Rohölpreisen von 45 – 65 Dollar und den aktuellen Euro/Dollar-Wechselkursen.

Den Mineralölkonsum für 2021 aktuell einzuschätzen, erscheint recht schwierig. Es ist nicht abzusehen, wann und wie schnell sich die Wirtschaft wieder erholt und wie lange die einschränkenden Maßnahmen uns in der einen oder anderen Form in 2021 erhalten bleiben. Januar, Februar und März werden mit Sicherheit zu Umsatzverlusten von circa 20 Prozent führen, sofern der scharfe Lockdown bis Ende März geht. Aus heutiger Sicht wird sich der deutsche Tankstellenmarkt in 2021 in einer Größenordnung von 40 – 46 Milliarden Liter bewegen, das heißt in einem Korridor von +/- 8 Prozent, bezogen auf den schwachen Absatz 2020.