Die Pandemie hat auch 2021 den Mineralölmarkt im Griff – der Absatz wird 2022 trotz höchster Preise wachsen

In den vergangenen 12 Monaten war der Rohölpreis einem starken Aufwärtstrend ausgesetzt. Anfang des Jahres lag der Rohölpreis bei 50 Dollar, stieg dann sukzessive an und erreichte am Jahresende ein Preisniveau von 80 Dollar. Der Dollar hat gegenüber dem Euro im Laufe des Jahres 2021 an Wert gewonnen. Lag der Wechselkurs Anfang 2021 bei 1,21 Dollar/Euro, so verlor der Euro gegenüber dem Dollar auf 1,13 Dollar/Euro. Ein stärkerer Dollar bewirkte, dass wir Europäer mehr für das Rohöl bezahlen mussten, da Rohöl in Dollar gehandelt wird. Die Tankstellenpreise lagen in 2021 um durchschnittlich 30 Cent über den Preisen des Jahres 2020. Im Vorjahr hatten wir noch einen umgekehrten Effekt. 2020 waren die Tankstellenpreise 16 Cent billiger als in 2019.

Laut den bisher vorliegenden Zahlen aus dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) ist in 2021 mit folgender Konsumentwicklung zu rechnen:
Ottokraftstoff plus 1,8 Prozent, Dieselkraftstoff minus 0,6 Prozent. Der Tankstellenmarkt ist in 2021 bundesweit um circa 300 Millionen Liter gewachsen. In 2020 war der Tankstellenmarkt um vier Milliarden Liter geschrumpft. Der Verbrauchsrückgang in 2020/2021 ist auf die Lockdown-Maßnahmen und die damit einhergehende eingeschränkte Mobilität zurückzuführen. Ohne die Corona-bedingten Einbrüche wäre der Tankstellenmarkt wahrscheinlich – bezogen auf das Jahr 2019 – in 2020 und 2021 um circa ein bis zwei Prozent pro Jahr geschrumpft. Sollten in 2022 keine größeren Corona-bedingten Mobilitätseingriffe erforderlich werden, so ist davon auszugehen, dass sich der Kraftstoffverbrauch gegenüber dem Jahr 2021 beim Ottokraftstoff von 16 auf 17 Millionen Tonnen und beim Dieselkraftstoff von 30,0 auf 36 Millionen Tonnen erhöht. Der Mineralölverbrauch in 2022 wird folglich drei Prozent über dem des Jahres 2021 liegen.

Doch wie geht es weiter?
Der Rohölpreis wird in 2022 in einer Größenordnung von 75 bis 100 Dollar erwartet. Mitte Januar 2022 liegt der Rohölpreis bei rund 85 Dollar für die Brentware. Wenn sich der Rohölpreis um zehn Dollar verändert, verändert sich der Tankstellenpreis um 5,5 Cent, inklusive Mehrwertsteuer sind dies 6,5 Cent. Zudem wurde die CO2-Abgabe zum 01.01.2022 weiter erhöht und verteuerte die Kraftstoffpreise um einen weiteren Cent. Die Treibhausgasminderungsziele (THG) die von 4 auf 6 Prozent erhöht wurden, bewirkten einen weiteren Preisanstieg von drei Cent. Die deutsche CO2-Abgabe und die EU weiten THG Vorgaben verteuern in 2022 den Kraftstoffpreis um circa 18 Cent zuzüglich Mehrwertsteuer

Folglich erwarten wir für 2022 einen Tankstellenpreis für E10 zwischen 1,50 und 1,70 Euro und 1,45 bis 1,65 Euro für Diesel bei den obengenannten Rohölpreisen von 75 bis 100 Dollar und den aktuellen Euro/Dollar-Wechselkursen, sofern es bei unveränderten staatlichen Belastungen aus CO2-Abgabe, Mehrwertsteuer und Energiesteuer bleibt. Das Shop- und Waschgeschäft sollte auf dem hohen Niveau des Jahres 2021 mehr oder minder stagnieren.

Jahr Rohöl/Brent pro Barrel Super E5 pro Liter Diesel pro Liter
2012 – 2014 100 / 110 $ 1,55 / 1,65 1,35 / 1,45
2015 – 2017 45 / 55 $ 1,30 / 1,40 1,08 / 1,18
2018 – 2019 65 / 70 $ 1,35 / 1,45 1,25 / 1,29
2020 42 $ 1,30 1,10
2021 71 $ 1,50 1,37

Die vorstehende Tabelle zeigt den durchschnittlichen Rohölpreis und die durchschnittlichen Tankstellenpreise eines Jahres in den letzten 10 Jahren. 2015 bis 2017 war das Angebot an Öl (Fracking in USA) höher als die Nachfrage. Zwischen 2018 und 2019 war das Angebot und die Nachfrage ausgeglichen. 2020 ließ Corona die Rohölnachfrage weltweit einbrechen. Erst Mitte 2021 schaffte es die OPEC plus Russland das Angebot so zu reduzieren, dass die Preise sich wieder erholten.