Rohölpreis plus CO2-Abgabe sorgen für Höchstpreise
Die Tankstellenpreise sind im Januar 2022 auf ihr Höchstniveau gestiegen. Die Gründe dafür sind zum einen der Rohölpreis, zum anderen steigende staatliche Abgaben.
Im Jahr 2020 war im Zuge der weltweiten Pandemie der Rohölpreis, der zwischen 2018 und 2019 in der Regel bei 55 bis 65 Dollar lag, zwischen Mai und November 2020 auf ein Niveau von 35 bis 45 Dollar gesunken. Zudem wurde im zweiten Halbjahr 2020 der Mehrwertsteuersatz auch auf Mineralölprodukte zeitweilig verringert. Das alles wirkte inflationsdämpfend.
Zum Jahresende 2020 war der Rohölpreis auf 50 Dollar gestiegen und stieg seit Mitte 2021 von 65 auf 84 Dollar im Januar 2022 für die Brentware. Ein Euro kostete im Januar 2022 1,13 US-Dollar. Da Rohöl in Dollar bezahlt wird, ergibt sich folgende Umrechnung: Im Dezember 2020 kostete ein Liter Rohöl 0,28 Euro, im Januar 2022 waren es 0,46 Euro. Somit hat der Rohölpreis den Tankstellenpreis um 20 Cent verteuert. Zurzeit ist auch nicht abzusehen, dass der Rohölpreis wieder sinkt.
Die OPEC inkl. Russland halten nach wie vor an einer restriktiven Rohölproduktion fest. Die europäischen Mineralölkonzerne sind bei der Rohölproduktion auch restriktiver geworden, weil sie auf ihre interne CO2-Bilanz achten wollen und müssen. Da sich die Weltwirtschaft in 2022 weiter erholen wird, wird die Nachfrage nach Rohöl weiter steigen und wenn die Angebotsseite hierauf nicht reagiert, kann der Rohölpreis auch wieder Richtung 100 Dollar marschieren. Ein Anstieg des Rohölpreises auf dieses Niveau würde den Tankstellenpreis um weitere 10 Cent nach oben ziehen. Übrigens: In 2012 hatten wir auch Tankstellenpreise von 1,68 Euro für E5 und 1,47 Euro für Diesel. Im März 2012 notierte der Rohölpreis für die Brentware bei 124 Dollar. Für einen Euro gab es jedoch 1,32 Dollar. In Euro kostete ein Barrel 109 Euro und zurzeit sind es 77 Euro.
Der größte Teil des Tankstellenpreises geht an den deutschen Fiskus. Dies sind aktuell rund 108 Cent. Diese 108 Cent setzen sich wie folgt zusammen: Die Mineralölsteuer auf Benzin beträgt 65,5 Cent. Bei einem Verkaufspreis von 1,639 Euro für E10 fallen 26 Cent an Mehrwertsteuer an. Seit dem 01.01.2021 gibt es zudem in Deutschland eine weitere, ausschließlich nationale CO2-Abgabe. Diese verteuert den Kraftstoffpreis bei Vergaserkraftstoffen um weitere 8 Cent. 0,5 Cent gehen in die staatliche Erdölbevorratungsabgabe. Zudem sind alle Mineralölunternehmen in Europa gehalten, gemäß Absprachen innerhalb der EU, die Treibhausgasminderungsmaßnahmen über das Beiblenden von Ethanol/Biodiesel bzw. den Kauf entsprechender Treibhausgasminderungszertifikate zu erreichen. Die Treibhausgasminderungsvorgaben wurden zum 01.01.2022 EU-weit verschärft.
Diese Vorgaben verteuern den Vergaserkraftstoff um weitere 8 Cent. Vom Tankstellenpreis von 1,639 Euro für Superbenzin E10 gehen inklusive Bioprodukte, CO2- und die Erdölbevorratungsabgabe 66 Prozent an den Staat bzw. auf staatliche Vorgaben zurück und 28 Prozent des Preises an die Rohölproduzenten. Somit sind 94 Prozent des Tankstellenpreises durch die Beschaffungskosten für das Produkt Rohöl und durch die staatlichen Ab- und Vorgaben fixiert. Die verbleibenden 6 Prozent, das sind 10 Cent, stehen für den Transport des Produktes vom Bohrloch zur Raffinerie und von der Raffinerie zur Tankstelle sowie für die Raffination und den Vertrieb des Produktes über die Tankstellen zur Verfügung. Die hohen CO2-Abgabe inklusive der Treibhausgasminderungskosten, die zukünftig noch stärker steigen werden, führen zu steigenden Energiekosten und wirken inflationserhöhend.
Staatliche Abgaben und Biobeimischungen zurzeit 66 % des Tankstellenpreises (108 Cent)