Dieselpreise auf Talfahrt

Der Rohölpreis lag im Januar bis Anfang März zwischen 82 und 86 Dollar, wobei der Dollar zu dieser Zeit noch etwas stabiler war und somit die Preise bei 78 bis 82 Euro je Barrel Rohöl lagen. Im März gingen die Rohölpreise dann auf Talfahrt und schwankten zwischen 73 und 78 Dollar. Mit der OPEC-Entscheidung Ende März, die Fördermengen erneut zu reduzieren, sind die Preise wieder auf 85 bis 87 Dollar – dies sind bei dem aktuellen Wechselkurs 77 bis 79 Euro je Barrel – gestiegen.

An den Tankstellen konnten wir allerdings eine etwas andere Entwicklung sehen. Die Benzinpreise liegen Mitte April auf dem gleichen Niveau wie im Januar und sind folglich mehr oder minder der Rohölpreisschwankung gefolgt. Bei Diesel gaben die Preise zwischen Januar und Mitte April an den Zapfsäulen um 24 Cent nach, obwohl der Rohölpreis Mitte April zu Anfang Januar nahezu unverändert war.

Wie konnte es dazu kommen?
Wie wir in einer der letzten Ausgaben der Partnerzeitung bereits berichteten, hatte sich in 2022 der Produktpreis ab Raffinerie vom Rohölpreis komplett entkoppelt. Mit dem Boykott von russischem Öl kam gerade der Dieselmarkt immer mehr in ein Ungleichgewicht, da Russland in der Vergangenheit doch erhebliche Mengen Diesel nach Europa lieferte.

Mittlerweile haben sich die Märkte wieder beruhigt und es sind neue Lieferströme entstanden, um die notorische Dieselknappheit in Europa durch andere Lieferanten auszugleichen. Hierdurch haben die Dieselpreise ab Raffinerie in den letzten Wochen deutlich nachgegeben, mit der Folge, dass wir entlang der Rheinschiene im Westen von Duisburg über das Rhein-Main Gebiet bis zum Südwesten in Karlsruhe eine sehr gute Versorgungslage mit Fertigprodukten hatten und die Einstandspreise bei Diesel stärker fielen.

Die Versorgungslage im Osten war Mitte April 2023 eine andere. Hier ist nach wie vor der Dieselmarkt recht eng mit Ware versorgt. Die Spotpreise liegen im Osten bei Benzinprodukten rund drei bis fünf Cent und bei Diesel rund sechs bis acht Cent höher als im Westen. Im Süden ist eine Raffinerie in den planmäßigen Shutdown für Wartungsarbeiten gegangen, mit der Folge, dass auch im Süden die Preise für Benzin um vier bis fünf Cent und für Diesel um zehn bis zwölf Cent über dem Westniveau liegen. Dies drückt sich auch in den Tankstellenpreisen aus, die von Duisburg über Köln, Frankfurt, Karlsruhe, rund acht bis zehn Cent günstiger sind als in München oder Berlin.

Die Versorgungsprobleme im Osten sind noch lange nicht gelöst, sodass dieser Markt mit den beiden Raffinerien in Schwedt und Leuna auch in den nächsten Monaten weiter angespannt bleibt. Im Süden dürfte sich die Situation wieder entspannen, wenn die Raffinerie wieder in Produktion geht. Allerdings sollte auch im Süden an den Raffineriestandorten das Preisniveau höher bleiben, da Teile des Ostens aus Bayern heraus über Kessel- bzw. Tankwagen versorgt werden. In Hamburg sind die Preise nicht so tief wie im Westen, da auch von dort aus Versorgungslieferungen in den Osten per Kessel- oder Tankwagen gehen. Dem Preisniveau im Westen kommt zurzeit entgegen, dass der Rhein noch in keiner Niedrigwasserphase war, sodass die Versorgung über die Rheinschiene bisher problemlos funktionierte.