Das Öl sucht seinen Weg

Die Statistik zeigt, dass die Importe von russischem Rohöl sowie von Raffinerieprodukten wie Diesel und Kerosin um 90 Prozent eingebrochen sind, so die europäische Statistikbehörde Eurostat. Russland habe im März 1,5 Millionen Tonnen Öl in die EU exportiert, zwischen 2019 und 2022 seien es im Schnitt monatlich mehr als 15 Millionen Tonnen gewesen. Doch wie das Handelsblatt berichtete, geben die Eurostat-Zahlen nicht die ganze Wahrheit wieder. Über Drittländer, die sich nicht an dem Embargo beteiligen, kommt nach wie vor Diesel nach Europa, der vermutlich aus russischem Rohöl hergestellt wurde. Länder wie Marokko exportieren Diesel aus Russland einfach weiter in die EU.

Wie die Denkfabrik Center for Research on Energy and Clean Air (CREA) kürzlich in einer Studie feststellte, haben westliche Staaten, die russisches Öl mit Sanktionen belegt haben, ihre Einführung just aus den Ländern massiv gesteigert, die zu den neuen Hauptempfängern von russischem Öl geworden sind. Nach den europäischen Regeln ist dies auch kein Sanktionsbruch. Als Ursprungsland für Ölprodukte gilt das Land, in dem das Rohöl raffiniert wurde. Die Herkunft des Rohöls spielt dabei keine Rolle. Zu den wichtigsten Abnehmern für russisches Öl zählen laut CREA vor allem China, Indien, Türkei, die Vereinigten Arabischen Emirate und Singapur. Die russischen Handelspartner nutzen die Lücken der Sanktionsverordnung.

Länder wie Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate importieren laut Medienberichten verstärkt Diesel aus Russland und exportieren im Gegenzug mehr eigene Raffinerieprodukte. Besonders auffällig sind die Handelsströme mit Marokko. Der nordafrikanische Staat hat vor dem Krieg keinen Diesel exportiert und hat auch gar keine Raffinerien mehr. Seit dem vergangenen Dezember aber exportiert das Land Diesel, größter Abnehmer ist Spanien. Gleichzeitig sind in Marokko die Dieselimporte aus Russland seit September 2022 deutlich gestiegen. Auch die Türkei hat ihre Importe von russischem Diesel erhöht und die Dieselexporte ebenfalls deutlich gesteigert. Drittgrößter Abnehmer ist ein EU-Mitglied, die Niederlande.

Auch Indien kauft seit Ausbruch des Krieges und des Embargos immer mehr Erdöl aus Russland. Die Statistiken deuten darauf hin, dass ein Teil dieses Stoffes in verarbeiteter Form nach Deutschland gelangt, so der Spiegel. Die großen Profiteure dieses Geschäfts sind die Besitzer der indischen Großraffinerien. Bei den Importen aus Indien „handelt es sich hauptsächlich um Gasöle, die für die Herstellung von Diesel oder Heizöl genutzt werden“, so der Spiegel in seinem Bericht.