Raffinerien stehen unter Druck, da die Absatzmengen sinken

In den ersten neun Monaten 2024 verarbeiteten die deutschen Raffinerien neun Prozent mehr Rohöl als im Vorjahr. Hierdurch wurden elf Prozent mehr Diesel- und zwölf Prozent mehr Ottokraftstoff angeboten als noch in 2023. Dies ergeben die Zahlen des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), die bis September vorliegen. In der Folge stieg das Angebot bei den Fertigprodukten stärker als die Nachfrage und das Überangebot setzte die Margen der Raffinerien, die zwischen 2022 und 2023 glänzend waren, unter erheblichen Druck. Bei der Betrachtung der Märkte für Mineralölprodukte gilt es immer zwischen dem Angebot an Rohöl und Fertigprodukten zu unterscheiden. Das Nadelöhr oder auch der Überfluss für die Ware kann die Rohölgewinnung (Angebot) beziehungsweise die Nachfrage (nach Rohöl von den Raffinerien), der Transport der Ware (Hochsee- oder Binnenschifffahrt je nach Wasserstand und Kapazitäten) oder die Raffinationskapazitäten der Rohölverarbeiter und dies zudem nach Sorten, wie Heizöl, Diesel, Kerosin oder Benzin sein. Hinzu kommen die staatlichen Ab- oder Vorgaben. All diese Faktoren bestimmen die Preise im Mineralölmarkt.

In 2024 führte die Überversorgung ab den Raffinerien zu einem entsprechenden Mengen- und Preisdruck. Allerdings blieb laut Energieinformationsdienst immer noch eine mehr als auskömmliche Raffineriemarge von 64 Euro je Tonne in 2024 (2023 139 Euro je Tonne). Im Dezember 2024 fiel die Marge auf 34 Euro je Tonne. Die Raffinerieanbieter mussten 2024 über Preissenkungen versuchen Käufer für ihre Ware anzulocken, um die Raffinerien auszulasten, was die Raffineriemargen unter Druck brachte. Dieser Trend zeichnete sich in ganz Nordwesteuropa ab, sodass die Raffineriebetreiber versuchten, den Durchsatz zu senken. Letzteres ist nur bedingt möglich, da eine Raffinerie eine bestimmte Grundlastausbeute braucht. Die Rohölimporte für nordwesteuropäischen Raffinerien (Amsterdam/Rotterdam/Antwerpen – ARA), die über den Seeweg versorgt werden, lagen in 2024 fünf Prozent unter dem Niveau des Vorjahres.

In Deutschland war es genau umgekehrt. Hier wurden acht Prozent mehr Rohöl per Schiff importiert. Folglich sahen sich nicht nur die deutschen Raffinerien, sondern auch die Produktimporteure, aufgrund des verhältnismäßig niedrigen Preisniveaus ab Raffinerie, in 2024 über weite Strecken mit schwachen oder negativen Margen konfrontiert, wie der Argus O.M.R. berichtete.

Die Einfuhren von Diesel sind laut BAFA bis Ende September um 16 Prozent gesunken und für Benzin fiel der Rückgang mit 20 Prozent noch kräftiger aus. Auf der anderen Seite nahmen die Exporte zu, da sowohl Diesel als auch Benzin aufgrund der schwächelnden Inlandsnachfrage von den deutschen Raffinerien vermehrt ins Ausland abgesteuert werden mussten. In 2024 wurden in den ersten neun Monaten 30 Prozent mehr Benzin exportiert als im Vorjahr und der Dieselexport stieg um 24 Prozent. In diesem Zeitraum war das Import- und Exportvolumen von Diesel mit 7,7 Millionen Tonnen Import und 8,6 Millionen Tonnen Export fast ausbalanciert. Traditionell ist Deutschland auf den Import von Diesel angewiesen, um den heimischen Bedarf zu decken. Allerdings ist die Dieselnachfrage in Deutschland in den ersten zehn Monaten um knapp vier Prozent gesunken, was auf die schwach laufende Wirtschaft zurückzuführen ist. Eine schwache Industrieproduktion bedeutet zwangsläufig weniger Transport auf der Straße und auch die schwache Bauwirtschaft führte zu einem niedrigeren Dieselkonsum. Insgesamt ging der Dieselabsatz in Deutschland seit 2019 bis Ende 2024 um 5,5 Millionen Tonnen – knapp 15 Prozent – zurück. Der Heizölabsatz sank um 4 Millionen Tonnen – rund 25 Prozent, so dass sich der Bedarf an Mitteldestillaten deutlich verringerte.

Viele Marktteilnehmer gehen davon aus, dass auch in 2025 insbesondere die Dieselnachfrage aus Industrie und Bauwirtschaft weiter schwach bleibt. Auf der anderen Seite werden Shell und BP im Laufe des Jahres 2025 die Rohölverarbeitung in den Raffinerien Wesseling und Gelsenkirchen einstellen beziehungsweise reduzieren. Wie sich die Raffineriemargen im neuen Jahr dann endgültig entwickeln, wird davon abhängen, ob sich Angebot und Nachfrage im deutschen Markt bei den Fertigprodukten die Waage halten. Wie sich der eventuell fehlende Diesel aus Russland auf Europa und damit auch auf Deutschland auswirkt, wird sich erst in den nächsten Monaten zeigen.