Die chinesische Regierung will E-Autohersteller fördern – Kunden kaufen lieber SUVs
Die chinesische Regierung in Peking versucht mit allen Mitteln Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor von der Straße zu holen und die E-Mobilität zu fördern. Doch leider machen ihnen die Menschen, die einen SUV bevorzugen, einen Strich durch die Rechnung.
Der chinesische Autohersteller BYD setzt als größter Batteriehersteller des Landes auf einen Durchbruch bei der Elektromobilität in China. Die Wagenserie von BYD mit den Modellnamen Jin, Tang, Song und Yuan sollen mit ihren Namen an die alt-chinesischen Dynastien erinnern. Wolfgang Egger, ehemals Mitarbeiter von Audi und heute Chefdesigner bei BYD, hat den Fahrzeugen ein „Drachengesicht“ verliehen. Die Fahrzeuge werden als elektrische Fahrzeuge oder auch als Plug-in-Hybrid-Modelle angeboten. BYD ist stolz darauf, dass der Tang in nur 4,9 Sekunden von 0 auf 100 beschleunigt. Der Tang ist ein Hybrid-Fahrzeug, das mit Strom rund 100 Kilometer weit kommt. Sein Tank fasst 53 Liter Benzin. Doch der Preis des Tang ist mit 38.400 € recht hoch, auch wenn ihn der chinesische Staat und die Provinz mit 4.600 € bezuschussen.
2016 verkaufte BYD mehr als 100.000 Leichtelektromobile (LEM). Für 2018 wird ein Verkaufsziel von 200.000 Fahrzeugen angesteuert. Auch die deutschen Hersteller, wie VW und Daimler, wollen bis 2025 beträchtliche Mittel in die chinesische Elektromobilität investieren. Wie die „Welt“ berichtete, fließen zudem Unmengen chinesischer Staatsgelder in die Elektromobilität.
Richtig gefragt sind in China jedoch nur die SUVs. Alleine von Januar bis Oktober wurden fast acht Millionen SUVs in China verkauft, nach neun Millionen SUV im ganzen Jahr 2016. Der Anteil der SUVs an Chinas Automarkt stieg 2017 auf 41 Prozent. Auf der anderen Seite erleben viele auf kleine E-Autos spezialisierte chinesische Unternehmen schwere Zeiten, so die „Welt“. Zwar ist der Markt für Elektrofahrzeuge von Januar bis Oktober 2017 um eine halbe Millionen Einheiten gewachsen, aber gleichzeitig brachen auch die Profite bis Oktober um bis zu 20 Prozent ein, so das Pekinger Fachblatt „Wirtschaftsbeobachter“. Die Gründe sind Überkapazitäten im E-Markt mit der Folge, dass dies zu Rabattschlachten um E-Autos führt. Mehr als 200 einheimische Unternehmen wurden zur Produktion von kleinen E-Autos und ihren Zulieferteilen in China gegründet, so die Zeitung „China Daily“. Eine weitere Unsicherheit macht sich in der Automobilbranche in China breit. Chinas Regierung überlegt, ihre bis 2020 auslaufende Anschub-Subventionen für Elektrofahrzeuge früher zu beenden, um eine Überhitzung im E-Mobilitätsmarkt zu vermeiden. Eine erst für 2019 geplante 20 prozentige Kürzung der Subvention soll eventuell auf 2018 vorgezogen werden, wie die Welt berichtete.
Ab 2019 müssen in China bis zu 10 Prozent der Automobilproduktion als E-Fahrzeuge hergestellt werden. Dies ist ein nominaler Wert, denn er setzt sich aus einer Bewertung zusammen, wie modern die E-Fahrzeuge und wie modern ihre jeweiligen Batterien sind. Das Ziel all dieser Maßnahmen ist nicht der Umweltschutz, da China mehr als 60 Prozent seines Stroms aus Kohlekraftwerken produziert, die zudem zu den schmutzigsten ihrer Art weltweit gehören. Statt am Auspuff des Fahrzeugs, entsteht das CO2 in den Kraftwerken. Da die Motoren von Elektrofahrzeugen einfacher zu entwickeln sind als komplizierte Otto- und Dieselkraftstoffmotoren, hofft die chinesische Regierung darauf, bei der E-Mobilität die Nase vorn zu haben. So sieht das Prof. Dr. Rolf Baar, Fahrzeugantriebsexperte der technischen Universität Berlin. Im Interview mit dem „Tagesspiegel“ sagte er: „China steigt in die Batterietechnologie nur so stark ein, weil es nur so eine Chance im Wettbewerb hat.“