Der Marktanteil der OPEC sinkt
Das in der OPEC+ zusammengeschlossene Ölkartell der Ölproduzenten verliert kontinuierlich Marktanteile. 2022 lag der Marktanteil bei 42 Prozent, 2023 bei 41 Prozent und in 2024 bei 39 Prozent. Der Grund ist recht einfach. Das Ölangebot wächst aktuell schneller als die weltweite Nachfrage. Länder wie Guyana, Kanada, Norwegen und die USA, aber auch das OPEC-Mitglied Brasilien steigern ihre Ölproduktion, was auch in 2025 erwartet wird. Die Nicht-OPEC-Staaten werden ihre Produktion in 2025 voraussichtlich um 1,5 Millionen Barrel pro Tag erhöhen, so die Internationale Energieagentur in ihrer Prognose. Auf der anderen Seite wird die Ölnachfrage 2025 nur um 1 Mio. Barrel pro Tag zunehmen, sodass auch 2025 der Marktanteil der OPEC sinken könnte. Insbesondere die Ölnachfrage aus China schwächelt, da die Wachstumsraten der Wirtschaft in China nicht so hoch ausfallen, wie es sich die staatliche Führung erhoffte. Die wachsende E-Mobilität inklusive der Hybridmotoren führt zudem dazu, dass China voraussichtlich spätestens 2028 den höchsten Ölbedarf, den es jemals hatte, erreichen wird. Hiernach wird die Ölnachfrage aus China kontinuierlich sinken, so die Einschätzung. Um den Strombedarf zu decken, setzen die Chinesen weiterhin auf Kohlekraftwerke, die aus heimischer Kohle Energie erzeugen, statt auf Öl oder Gas aus Fernost oder Russland.
Die OPEC+ Staaten haben daher im Dezember 2024 beschlossen bestehende Förderkürzungen, die man eigentlich schon in 2024 wieder aufgeben wollte, in 2025 fortzuschreiben. Die schwache Nachfrage aus China führte dazu, dass die OPEC+ ihre Förderkürzungen, die sich mittlerweile auf 5,86 Millionen Barrel pro Tag belaufen, vom Markt nehmen musste. Die Interessen innerhalb des Ölkartells sind äußerst unterschiedlich. Saudi-Arabien strebt einen stabilen hohen Ölpreis Richtung 100 Dollar an, um seinen kostspieligen Staatshaushalt zu finanzieren. Kasachstan und Irak hingegen wollen mehr produzieren, auch zu Lasten des Preises. Aktuell ist der Weltmarkt mit Rohöl ausreichend versorgt und dies, obwohl es Russland immer schwerer fällt, seine Ölmengen im Weltmarkt zu platzieren. Es gilt auch im Hinterkopf zu behalten, dass Venezuela – das Land mit den größten Rohölreserven der Welt – aufgrund von Korruption und diverser Handelssanktionen im Weltmarkt keine wesentliche Rolle spielt. Auch der Iran, das drittreichste Land, was die weltweiten Ölreserven angeht, spielt aufgrund von Sanktionen keine Rolle.
Auf der anderen Seite zeichnet sich ab, dass wegen einer wachsenden Weltbevölkerung, mit einem wachsenden Energiebedarf und einer zunehmenden Motorisierung und Industrialisierung, der Ölbedarf in den nächsten zehn Jahren weiter steigen wird und dann seinen Höhepunkt erreicht und bis 2050 wieder unter 100 Millionen Barrel je Tag fällt. Auf wie viel, da gehen die Prognosen jedoch deutlich auseinander. Manche Studien sehen den Bedarf in 2050 auf 80 Millionen und andere auf knapp unter 100 Millionen Barrel je Tag sinken. Bei dem aktuellen Ölverbrauch würden die zurzeit bekannten und wirtschaftlich förderbaren Ölreserven noch rund 50 Jahre halten. Es gilt der Satz des ehemaligen Ölministers Yamani von Saudi-Arabien: „Die Steinzeit ist nicht aus Mangel an Steinen zu Ende gegangen. Und das Erdölzeitalter wird enden, lange bevor der Welt das Öl aus geht.“