Eine Studie von ETR (Economic Trends Research) geht der Frage nach, welche hohe Versorgungssicherheit flüssige Produkte, wie Kraftstoffe und Heizöl, gegenüber strombasierten Produkten bieten. Da es bisher kaum Stromspeicher gibt, müssen in Zeiten der sogenannten Dunkelflaute, das heißt, wenn mittels Sonne oder Wind kein Strom erzeugt werden kann, konventionelle Kraftwerke, die aus Gas und zurzeit auch aus Kernkraft und Kohle Strom erzeugen, ersetzt werden. Im Jahr 2017 wurden 654,2 Terawattstunden (TWh) für die Stromerzeugung in Deutschland benötigt. Davon wurden 145,3 TWH durch Windkraft und Photovoltaik erzeugt. In den nächsten Jahren sollen Kern- und Kohlekraftwerke ersetzt werden, die bisher 318,1 TWh verlässlich produzierten. Zusätzlich soll über erneuerbare Stromerzeugung ein signifikanter Anteil zum Energiebedarf für Raumwärme (bisher 710,3 TWh) und die Verkehrsmobilität (bisher 748,9 TWh) geliefert werden.

Öl hat gegenüber anderen Energieträgern eine besonders hohe Energiedichte. Die Lagerhaltung von Öl findet auf verschiedenen Versorgungsebenen statt. Zum einen sind das die Verbraucher mit ihren Öltanks zu Hause als auch ihren Kfz Tanks, sowie die Tankläger, Tankschiffe, Kesselwagen, Tanklastwagen und die Raffinerien. Zudem sichert das Erdölbevorratungsgesetz, dass Mineralölprodukte für 90 Tage an Reserven vorgehalten werden müssen.

Wenn man diese Lagerbestände in Energiegehalt umrechnet, so sind dies 535 TWh, so die ETR Studie. Schon die vorhandenen Vorräte der im deutschen Mineralölmarkt tätigen Unternehmen und die des Erdölbevorratungsverbandes (ohne die Vorräte bei den Haushalten) entsprechen einer gespeicherten Energiemenge von 356,1 TWh und übertreffen damit die Energiemenge, die in ganz Deutschland über den Zeitraum eines halben Jahres als Strom erzeugt wird. Vergleicht man die gespeicherte Energiemenge mit der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien, so zeigt sich, dass die Windanlagen mehr als 4 Jahre bräuchten, um die Energiemenge zu erzeugen, die von der Mineralölwirtschaft an permanenter Energiemenge vorgehalten wird.

Die Zahlen der ETR Studie zeigen, dass bei den bisherigen Untersuchungen nur gefragt wurde, wie viele TWh Strom benötigt werden, um im Stromsektor Gaskraft-, Kohle- und Atomkraftwerke zu ersetzen sowie die benötigte Energie im Mobilitäts- und Wärmesektor durch erneuerbare Energien bereitzustellen. Die Herausforderung, so die Studie, besteht allerdings nicht nur in der Bereitstellung der Energie, sondern auch darin, eine Infrastruktur zu errichten, die den Strom aus Sichten der Wirtschaft und Verbraucher in allen Anwendungsbereichen genauso sicher und an jedem Ort, in der jeweils gewünschten Menge, zur Verfügung stellt, wie es bislang bei den konventionellen Energien der Fall ist.

Aus diesem Grund kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass wir für eine Elektrifizierung der Sektoren Strom, Wärme und Mobilität weiterhin flüssige Energieträger brauchen, die in erheblichem Maße zur Versorgungssicherheit beitragen. Auch unter diesem Aspekt, so die Verfasser der Studie, ist es wichtig, dass E-Fuels (flüssige Kraft- und Brennstoffe) mithilfe von erneuerbarem Strom (Power to Liquid) gewonnen werden.

Auch das Magazin für Wind-, Solar- und Bioenergie berichtete über eine Studie, in der das Strategieberatungsunternehmen Oliver Wyman zu dem Ergebnis kommt, dass es ab einer E-Auto Quote von 30 Prozent am Gesamt-Pkw-Bestand, in Deutschland zu Engpässen bei der Stromversorgung kommen würde. Der Autor der Analyse, Thomas Fritz, hat berechnet, dass bei einer Ortsnetzgröße von 120 Haushalten bereits 36 E-Autos ausreichen, um das Netz zu überlasten. Die Studie kommt deshalb zu dem Ergebnis, dass es für die Umsetzung der Elektromobilität intelligenter Softwarelösungen bedarf, die sicherstellen, dass die kritischen Spitzenlasten durch flexibles Laden der Autobatterien vermieden werden. Das heißt, die Autobatterien werden dann geladen – und auch nicht alle gleichzeitig – wenn der Strombedarf für andere Verwender am geringsten ist. Auch diese Studie zeigt, dass es im Zuge der Elektromobilität noch einige kritische Fragen zu klären gibt.