VW baut Batteriezellen in Deutschland – aber nur ohne EEG Umlage

Der Autokonzern VW möchte eine eigene Batteriezellenproduktion in Deutschland aufbauen. Aus diesem Grund hat sich der Volkswagenkonzern mit 20 Prozent am schwedischen Batteriehersteller Northvolt beteiligt. Das gaben beide Unternehmen Anfang Juni der Presse bekannt. Volkswagen, an dem auch das Land Niedersachsen beteiligt ist, möchte sich nach dem Dieselskandal zum ökofreundlichen Elektromobilhersteller wandeln. Die Landesregierung, aber auch die Gewerkschaften befürchten, dass durch den raschen Umstieg auf E-Mobilität Arbeitsplätze in Deutschland verlorengehen. Um die Arbeitsplätze für den Miteigentümer in Niedersachsen zu erhalten, soll in Salzgitter ein Werk entstehen, an dem sich beide Seiten, das heißt Northvolt und VW mit jeweils 50 Prozent beteiligen. Hierfür nimmt VW rund 900 Millionen Euro in die Hand.

Salzgitter ist heute einer der wichtigsten Motorenstandorte für den Volkswagenkonzern. Als Ausgleich für die dort wegfallenden Arbeitsplätze soll nach und nach eine eigene Zellfertigung für den Volkswagenkonzern aufgebaut werden. VW beginnt zunächst mit einer kleineren Pilotproduktion, die später zu einer Großserienfertigung ausgebaut werden soll. In dem neuen Werk in Salzgitter sollten in der ersten Ausbaustufe 700 Mitarbeiter beschäftigt werden. Der Aufbau der eigenen Zellfertigung ist allerdings noch nicht zu 100 Prozent beschlossen. „Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gegeben sind“, so der VW-Beschaffungsvorstand Stefan Sommer im Handelsblatt. Bisher gilt eine Zellfertigung in Deutschland vor allem wegen der hohen Energiepreise als unwirtschaftlich. Andere Länder mit deutlich tieferen Energiepreisen haben hier einen erheblichen Vorteil, da eine Zellfertigung große Mengen an Strom verschlingt.

Der VW-Konzern setzt darauf, dass die neue Fabrik in Salzgitter künftig von der EEG-Umlage befreit wird und damit deutlich günstiger produzieren kann. Wegen der zusätzlichen Umlage für erneuerbare Energien aus Wind und Sonne, sind die Strompreise in Deutschland deutlich höher als im europäischen Ausland. Große Zellhersteller aus Asien wie LG Chem und Samsung hatten sich deshalb bei ihren neuen Europaprojekten für Standorte in Polen und Ungarn entschieden. Das sind Länder, die weiterhin auf fossile Stromerzeugung (meist aus Kohle) setzen. Mit dem Baubeginn der Fabrik in Salzgitter wird frühestens 2020 gerechnet. Ende 2023 oder Anfang 2024 ist der Start der Zellproduktion vorgesehen, so der Konzern.

Dass dieses Projekt mehr ein Schaufensterprojekt von VW für die Mitarbeiter und die Politik ist, zeigen folgende Fakten: Laut Handelsblatt braucht VW rund 150 Gigawattstunden Batteriezellfertigung für den geplanten europäischen Absatz an E-Fahrzeugen. Eine ähnliche Menge benötigt der VW-Konzern auch für den asiatischen Markt. VW wird deshalb auch in Zukunft im großen Stil zu ca. 90 bis 95 Prozent von den Lieferungen führender asiatischer Zelllieferanten wie LG Chem oder Samsung abhängig sein, die diese Zellen nicht im Stromhochpreisland Deutschland herstellen werden.

VW hat angekündigt, dass in den kommenden Jahren Batteriezellen im Wert von 50 Milliarden Euro eingekauft werden sollen. VW will mit dem neuen Werk auch lernen, wie die Zellproduktion funktioniert. Auch in Emden, wo der VW-Konzern heute mit einer Fahrzeugfertigung vertreten ist, wird über eine Zellproduktion nachgedacht. Voraussetzung ist auch hier die Befreiung der EEG-Umlage, so dass die anderen Stromverbraucher diesen Betrag zahlen müssten.