Bosch setzt sich für C.A.R.E und R33 Diesel ein – aber das Umweltbundesamt lehnt ab

VW will bis 2030 den Anteil seiner reinen E-Autos am Absatz in Europa auf über 70 Prozent steigern. VW plant, bis 2030 die Emissionen pro Fahrzeug in Europa um 40 Prozent gegenüber dem Stand von 2018 zu reduzieren. Das sind im Schnitt, über den gesamten Lebenszyklus hinweg, 17 Tonnen CO2 weniger pro Auto. Allerdings hat VW laut Focus nun den Klimasprit als ernsthafte Alternative zu seinen Stromern entdeckt.

Paraffinische Dieselkraftstoffe aus Rest- oder Abfallstoffen, etwa C.A.R.E. Diesel sind als reine Klimakraftstoffe nicht mehr von fossilen Quellen abhängig und damit erheblich klimafreundlicher. Bislang gab es sie allerdings noch nicht in großen Mengen zu kaufen und zudem hat das deutsche Bundesumweltministerium bislang den Klimasprit torpediert, so der Focus. Zur Verbesserung der CO2-Bilanz wäre die Beimischung des Klimasprits zum herkömmlichen Diesel möglich.

Die vielleicht zukunftsträchtigste Entwicklung sind rein synthetische Kraftstoffe, die mithilfe von CO2 und Strom aus regenerativen Stromquellen erzeugt werden. Hierzu testet unter anderem Porsche bereits Produktionsanlagen in Chile, da Porsche den 911er weiterhin mit einem Verbrennungsmotor anbieten will. Zudem möchte Porsche den Kraftstoff für seine Flotte der Bestandsfahrzeuge sichern. Mit seinem Partner Siemens Energy wird Porsche in 2022 130.000 Liter E-Fuel in Chile erzeugen. In zwei Stufen soll die Kapazität dann bis 2024 auf 55 Millionen Liter und bis 2026 auf 550 Millionen Liter E-Fuel erweitert werden. Porsche will damit 2030 bilanziell CO2-neutral sein. Die ersten Tests mit erneuerbaren Kraftstoffen liefen bei Porsche erfolgreich. Allerdings würde es natürlich erheblich größere Mengen Klimasprit brauchen, um die bestehende Fahrzeugflotte eines Landes oder gar neue Benziner und Diesel zu versorgen, so der Focus weiter.

Auch der C.A.R.E. Diesel ist eine Alternative. C.A.R.E. ist ein Produkt mit geschütztem Markennamen und wird von einem finnischen Mineralölunternehmen hergestellt. Es handelt sich dabei um paraffinischen Kraftstoff, der aus Fetten und Schlachtabfällen oder aus anderen Bereichen der Nahrungsmittelproduktion, wo Abfallstoffe anfallen, hergestellt wird. Er ist nicht aus Palmöl wie die Firma Bosch ausdrücklich betont. Dieser Prototyp von Bosch wurde auf Basis eines VW Golf 7 entwickelt. Als grüner Antrieb fungiert nicht ein Elektromotor, sondern ein herkömmlicher Dieselmotor mit einigem Feinschliff. Zudem hat Bosch noch speziell beschichtete Bremsscheiben an den Prototypen verbaut, deren Bremsbeläge extrem wenig Abrieb verursachen.

Bosch wollte mit diesen Prototypen nicht nur die CO2- und Stickoxidemissionen verringern, sondern auch die Feinstaubpartikel. Bosch erklärt hierzu: „Klima- und Umweltschutz braucht jeden Antrieb – auch den Diesel. Bei Bosch haben wir uns das Ziel gesetzt, den Diesel noch sauberer und so effizient wie möglich zu machen. Damit dies kostengünstig bleibt, wollen wir dies aber möglichst mit kurzfristig in Serie verfügbaren Technologien realisieren“. Das Projekt scheint aus Sichten des ADAC gelungen zu sein. Ergebnis laut Bosch: 90 Prozent weniger durch Bremsenabrieb erzeugter Feinstaub, lediglich 46 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer sowie weniger als zehn Milligramm Stickoxidemission pro Kilometer aus dem Dieselmotor. Dieser Wert sei durch ein unabhängiges Institut zertifiziert worden. Zum Vergleich: Ein vom ADAC getesteter VW Golf 2.0 TDI verursacht mit herkömmlichem Diesel in der Well-to-wheel-Betrachtung 139 Gramm CO2 pro Kilometer. Der bilanzielle Wert des Prototyps wird hingegen mit nur 46 Gramm berechnet und dies wäre ein beträchtlicher Fortschritt. Auch die Feinstaubreduktion von 90 Prozent an den Bremsen sowie weniger als fünf Milligramm NOx pro Kilometer sind echte Benchmarks.

Selbstverständlich weiß Bosch, dass C.A.R.E. Reststoffdiesel mengenmäßig niemals reicht, um ihn flächendeckend im Verkehr einzusetzen. Wenn man ihn aber beimischen würde, könnte man damit einen sichtbaren CO2-Effekt in der Flotte erzielen. Das Umweltbundesamt beurteilt den Reststoffdiesel – unabhängig von der Mengenverfügbarkeit – kritisch. Bosch hingegen verweist auf ein Beispiel in Skandinavien. In Schweden mische man dem Diesel heute 25 Prozent regenerative Anteile bei. CO2-reduzierter paraffinischer Diesel in Reinform sei ebenfalls schon an 300 Tankstellen in Schweden erhältlich. Das Beispiel Schweden zeigt, dass eine breite Anwendung von alternativen Kraftstoffen möglich ist, so Bosch weiter.

Seit mehreren Jahren wird schon an einem R33 BlueDiesel gearbeitet. R33 besteht zu 33 Prozent aus regenerativem Kraftstoff. Der R33 Diesel bringt laut Bosch eine CO2-Reduktion von 20 Prozent gegenüber herkömmlichem Diesel. Der Kraftstoff Diesel R33 besteht zu sieben Prozent aus Altspeiseölmethylester, zu 26 Prozent aus hydriertem Pflanzenöl sowie aus einem qualitativ hochwertig additivierten Dieselkraftstoff. R33 erfüllt die DIN EN 590 und kann bereits heute von allen Diesel-Pkws getankt werden.