Die Bundesregierung plant die Wasserstoffproduktion rasch hochzufahren
Der COO des Energiekonzerns EnBW hat anlässlich des Handelsblatt Wasserstoffgipfels folgende Warnung ausgesprochen: „Wir haben uns in den vergangenen zwei/drei Jahren in einen Hype hineingeredet, der einfach nicht erfüllbar war.“ Die Energieerzeuger wollen sich nicht als Blockierer des technologischen Wandels verstanden wissen. Der EnBW Manager Güsewell sagte, Investitionen dürften weder durch Panik noch durch Begeisterungseuphorie getrieben sein. Aktuell ist nach Einschätzung der Industrie- und Energiebranche die Wasserstofftechnologie schlicht noch nicht fortgeschritten genug, um kurzfristige Durchbrüche zu erzielen. Wir müssen auch davon ausgehen, dass zwei Drittel des prognostizierten Bedarfs an klimaneutralem Wasserstoff von Deutschland importiert werden muss. Als Lieferanten kommen Länder wie Australien oder Staaten in Afrika in Frage. Das heißt, auch bei Wasserstoff bleiben wir in hohem Maße von anderen Nationen abhängig.
Das Ziel der Bundesregierung ist es, die Elektrolysekapazität im Jahr 2030 auf mindestens zehn Gigawatt zu bringen. Grüner Wasserstoff soll mithilfe von Ökostrom aus Wind und Photovoltaik erzeugt werden. Aktuell erzeugen wir in Deutschland erst 153,7 Megawatt und das sind 1,5 Prozent des Zielwertes 2030. Abnehmer von grünem Wasserstoff sind vor allem die Chemie- und Stahlindustrie. Allerdings sind die Kunden noch verhalten, wie Andreas Müller, Chef von Linde in Deutschland einräumte. Der Industriegasehesteller erwirtschaftet knapp zehn Prozent seines weltweiten Umsatzes mit Wasserstoff, doch grüner Wasserstoff macht bisher nur einen Bruchteil aus. Im Realitätscheck sei diese Technologie noch zu teuer, merkte Müller an. Doch nicht nur die Herstellung der Elektrolyseure ist teuer. Einzelne Bestandteile erweisen sich als Kostentreiber. Dazu zählt ein silberweißes Edelmetall mit dem Namen Iridium. Es wird für die Membranelektroneneinheit, das Kernstück der Elektrolyseure gebraucht. Iridium ist seltener als Gold und Platin, lässt sich nur schwer fördern und ist somit sehr teuer. Zurzeit versuchen unter anderem diverse Start-ups Alternativen zum Iridium zu finden, die die Kosten und auch die Abhängigkeit von diesem Bodenschatz weiter mindern.
Als Brückentechnologie für Stahl würde sich blauer Wasserstoff anbieten, so der Konzernchef Müller von Linde. Dabei wird der Energieträger – wie auch beim sogenannten grauen Wasserstoff – aus Erdgas gewonnen. Das CO2, das dabei entsteht, wird abgeschieden und mittels Carbon Capture and Storage (CCS) im Boden verpresst. Die Bundesregierung hat für diesen Einsatz Mitte Mai die Grundlage geschaffen, wobei hier noch die Zustimmung des Parlamentes folgen muss.