Trockener Sommer ließ Importe steigen

Im vergangenen Jahr wurde von den deutschen Raffinerien weniger Rohöl aus dem Ausland bezogen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Insgesamt gingen die Rohölimporte um 7 Prozent zurück. Ab Juli/August sorgte das trockenheitsbedingte Kleinwasser am Rhein dafür, dass die Raffinerien die hergestellten Produkte mitunter nur unzureichend per Schiff abfahren konnten. Als Konsequenz hieraus musste in vielen Raffinerien die Rohölverarbeitung reduziert werden. Alleine im Dezember 2018 wurden knapp 13 Prozent weniger Rohöl als im gleichen Monat des Vorjahres verarbeitet. Während im ersten Halbjahr des Jahres 2018 der Rohölimport noch um 1,5 Prozent stieg, fiel er im zweiten Halbjahr sehr stark zurück.

Deutschlands Rohöl-Top-Lieferant ist und bleibt Russland, das 36,3 Prozent der gesamten deutschen Rohölversorgung lieferte. Norwegen ist auf Platz zwei und sichert damit 11,7 Prozent der deutschen Rohölverarbeitung, gefolgt von Libyen mit 8,5 Prozent und von Kasachstan sowie Großbritannien mit jeweils 8 Prozent. Nigeria lieferte 6,5 Prozent des Rohölbedarfs und die USA steuerten 4,4 Prozent bei. Dank sprudelnder Shale Oil-Quellen sind die USA auf Rang sieben unter den wichtigsten deutschen Rohöllieferländern zu finden.

Für alle OPEC-Mitgliedsländer weist die Statistik des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) im Jahr 2018 einen Marktanteil von 22,6 Prozent bei Rohöl aus – nach 23,5 Prozent im Vorjahr – so der Energieinformationsdienst.

Die internationale Energieagentur (IEA) hatte im März 2019 in ihrem 5-Jahresausblick festgestellt, dass rund 70 Prozent des gesamten Ölförderwachstums bis 2024 auf die starke Produktionssteigerung der US Schieferölindustrie entfallen wird. Die Zunahme der amerikanischen Ölindustrie wird, so die IEA, zu Marktanteilsverlusten der OPEC auf den Weltmärkten führen. Von Januar 2018 bis Januar 2019 stieg die US Schieferölproduktion laut IEA um knapp 1,7 Millionen Barrel pro Tag. In 2018 lag die US Ölförderung bei 10,96 Millionen Barrel pro Tag und es wird laut IEA eine Steigerung auf 13,7 Millionen Barrel pro Tag bis 2024 erwartet.

Auf der anderen Seite wird die Raffineriebranche in den kommenden fünf Jahren durch zahlreiche Neuanlagen unter Druck kommen, so die IEA weiter. Die Raffineriekapazität wird weltweit bis 2024 um etwa 9 Millionen Barrel pro Tag zunehmen, was einem jährlichen Wachstum von etwa 1,8 Millionen Barrel pro Tag entspricht und damit deutlich höher liegt als das zu erwartende Ölnachfragewachstum. Vor allem in Asien bzw. China entstehen neue Kapazitäten. Dauerhaft wird China die USA als größter Rohölverarbeiter ablösen. In der Folge wird sich der Markt anpassen, indem andere Raffinerien in der Welt schließen werden. Wo die meisten Schließungen drohen und zu welchem Zeitpunkt, könne man nicht vorhersagen, so die IEA. In 2019 sollen weltweit in etwa 2,6 Millionen Barrel pro Tag neue Raffineriekapazitäten in den Markt gehen.

Ein Vorteil für die US-Ölförderer ist, dass deren Schieferöl besonders leicht ist und diese Qualität in der Petrochemie gefragt ist. Gerade diesen Industriezweig sieht die IEA in den nächsten Jahren noch weiter wachsen.