Die Bundesregierung will mit Wasserstoff eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung und dem Export von Wasserstofftechnologien einnehmen, so besagt es der Bericht der Bundesregierung zur nationalen Wasserstoffstrategie.

Insbesondere die deutsche Industrie ist an der Nutzung von Wasserstoff als Energieerzeuger interessiert. Überall dort, wo die direkte Anwendung von Strom aus erneuerbaren Quellen ausscheidet, fokussiert sich der Blick auf Wasserstoff. Das gilt insbesondere für industrielle Prozesse in den Branchen Stahl, Chemie oder Zement. Viele deutsche Industrieunternehmen bereiten sich mit Milliardenaufwand darauf vor, ihre Energieprozesse auf Wasserstoff umzustellen. Allerdings wird hierfür Wasserstoff in erheblichen Mengen benötigt. Aber auch der Verkehrssektor sowie die Wärmeerzeugung in Wohngebäuden denken über Wasserstoff nach, um die Dekabonisierungsziele zu erreichen.

Voraussetzung hierfür wäre allerdings, dass Wasserstoff selbst CO2-neutral hergestellt wird. Das gilt für den sogenannten grünen Wasserstoff, der mit Strom aus erneuerbaren Quellen durch Elektrolyse gewonnen wird. Das Bundeswirtschaftsministerium hält aber auch blauen Wasserstoff für eine wichtige Option. Der blaue Wasserstoff wird aus Erdgas hergestellt. Das bei der Produktion freiwerdende CO2 wird abgeschieden und gespeichert (Carbon Capture and Stoarge, kurz CCS). Lieferanten aus Norwegen und Russland stehen zur Lieferung von blauem Wasserstoff bereit. Eine nennenswerte Produktion von grünem Wasserstoff gibt es dagegen noch nicht. Nach Überzeugung des Wirtschaftsministeriums ist zumindest für eine Übergangsphase blauer Wasserstoff unverzichtbar.

Als ersten Schritt will die Bundesregierung die inländische Wasserstoffproduktion und -verwendung ankurbeln. Hierbei setzt die Bundesregierung darauf, bis zum Jahr 2030 rund 20 Prozent des in Deutschland verbrauchten Wasserstoffs über CO2-freien Wasserstoff zu decken, so die Aussagen im Konzept der Regierung. Um dies zu erreichen, soll die Produktion von Wasserstoff mittels Strom aus erneuerbaren Quellen erleichtert werden. Allerdings ist der Strom, der für die Wasserstoffelektrolyse benötigt wird, in Deutschland zu teuer. Unternehmen, die entsprechende Anlagen betreiben wollen und planen, fordern daher, den Strom von der EEG-Umlage und den Netzentgelten zu befreien.

Unter Fachleuten ist aber auch klar, dass Deutschland den Bedarf an grünem Wasserstrom nicht durch inländische Produktion decken kann. Daher müssen Importstrukturen geschaffen werden. Die Mineralölwirtschaft fordert seit Jahren, dass der Einsatz von CO2-freiem Wasserstoff bei der Herstellung von konventionellen Kraftstoffen in den Raffinerien einen Beitrag zur Reduktion der Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor leisten könnten. Allerdings müsste man die Anrechnung des Einsatzes von Wasserstoff bei der Produktion von Kraftstoffen auf die Treibhausgasminderungsquote ermöglichen. Das Papier der Bundesregierung scheint diesem Ansatz jetzt folgen zu wollen. Als nächstes soll ein nationaler Wasserstoffrat gegründet werden, der Vorschläge und Handlungsempfehlungen für eine Wasserstoffstrategie erarbeitet. Es wird sich zeigen, wann und wie es hier weitergeht.